Erst blühen die Fichten, später die Föhren, und das heuer besonders intensiv.
Wenn die Nadelwälder blühen, nicht nur ein bisschen, sondern so richtig, hüllen sie mit ihren gewaltigen Pollenmassen die gesamte Gegend in gelbe Schleierwolken. Vor allem natürlich, wenn der Wind geht, kann das spektakulär ausschauen. Doch das kommt nur alle paar Jahre vor. Heuer zum Beispiel. Die warme Witterung hat zuerst einmal die Fichten auf Trab gebracht. Nur alle vier bis sieben Jahre „rauschen“ die Fichtenwälder, denn so nennt man das, wenn der Wald blüht.
In Ludwig Ganghofers Heimatroman „Waldrausch“ spielt der Pollenflug eine tragende Rolle, weil er die Arbeiter eines Staudamms verrückt macht, was fast in eine Katastrophe mündet. Tatsächlich sind Fichtenpollen jedoch harmlos, selbst für Pollenallergiker, man ärgert sich höchstens, wenn sich der gelbe Staub durch offene Fenster in die Wohnung schleicht und sich in erstaunlich dichten Schichten allerorten auf polierte Möbel legt.
Erst im fortgeschrittenen Alter von 40 bis 60 Jahren beginnen Fichten überhaupt zu blühen, wobei sie, aus der Ferne betrachtet, einen frappanten Farbwechsel vollziehen. Denn sowohl die männlichen als auch die weiblichen Blüten sind kräftig rot gefärbt, und bei der Dichte, in der die noch winzigen Zapfen derzeit an den Ästen hängen, wirken manche Bäume wie mit roter Farbe übergossen.
Auch die Föhren oder Kiefern blühen nur alle paar Jahre, beginnen jedoch wesentlich früher in ihrem bis zu tausendjährigen Leben damit, und zwar im Alter von zehn bis 15 Jahren. Auch ihre Pollen sind gelb und aufgrund ihrer Größe kaum je allergen, und nur sehr wenige Menschen leiden an einer Kieferpollenallergie. Von Heuschnupfen Geplagte müssen angesichts der vom Regen der vergangenen Woche angeschwemmten gelben Blütenstaubinselchen also nicht erschrecken. Leider steht jedoch die Gräserpollensaison unmittelbar bevor.