Deutsche Bischöfin betrunken am Steuer erwischt

Margot Kaessmann
Margot Kaessmann(c) REUTERS (Thomas Peter)
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Margot Käßmann, Deutschlands höchste evangelische Würdenträgerin, überfuhr mit ihrem Dienstwagen eine rote Ampel. Ein Alkoholtest ergab 1,54 Promille. "Ich bin über mich selbst erschrocken", meinte Käßmann.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischöfin Margot Käßmann von Hannover, ist mit 1,54 Promille Alkohol im Blut am Steuer erwischt worden. Dies habe die Blutprobe ergeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Dienstag in Hannover. Die höchste Repräsentantin des deutschen Protestantismus sei am Samstagabend mit ihrem Dienstwagen gestoppt worden, nachdem sie eine rote Ampel im Stadtzentrum missachtet hatte, teilte die EKD mit und bestätigte einen Bericht des Boulevardblattes "Bild". Ob das Vergehen der Bischöfin Konsequenzen in ihrem Amt an der Spitze von rund 25 Millionen evangelischen Gläubigen in Deutschland nach sich zieht, konnte die EKD noch nicht sagen.

"Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich einen so schlimmen Fehler gemacht habe", erklärte Käßmann. "Mir ist bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer ist. Den rechtlichen Konsequenzen werde ich mich selbstverständlich stellen." Der Bischöfin drohen ein einjähriger Führerscheinentzug und eine Geldstrafe von einem Monatsgehalt. Ob Käßmann bei der erneuten Beantragung des Führerscheins eine medizinisch-psychologische Untersuchung absolvieren muss, wird die Führerscheinstelle entscheiden müssen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, Käßmanns Führerschein sei beschlagnahmt und die Fahrerlaubnis vorläufig entzogen worden. Der Prozess um die Alkoholfahrt könne bei Ersttätern in einem schriftlichen Verfahren abgewickelt werden - in dem Fall müsste die Bischöfin nicht vor Gericht erscheinen.

Zweispältige Reaktionen

Die Reaktionen auf die Fahrt unter Alkoholeinfluss fielen zwiespältig aus. Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber erklärte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", für Käßmann sollten die gleichen Maßstäbe gelten wie für jeden anderen auch: "Weder Häme noch Beschönigung sind am Platz, was jetzt Not tut, sind Fairness der Öffentlichkeit und Offenheit in der Sache." Auf die Frage, ob Käßmann den Vorsitz im Rat der EKD abgeben müsse, sagte Weber: "Das muss der Rat der EKD mit ihr diskutieren, die Situation ist singulär."

Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer nahm die EKD-Ratsvorsitzende in Schutz. "Das ist ein Blackout, der leider immer wieder Leuten passiert, die in öffentlichen Ämtern unter Dauerstress stehen", sagte er der "Leipziger Volkszeitung". Gleichwohl sei die Alkoholfahrt eine Verfehlung, die nicht einfach zu rechtfertigen sei.

Günther Beckstein, früherer bayerischer Ministerpräsident und stellvertretender Vorsitzender der EKD-Synode, sieht in der Alkoholfahrt keinen Grund für einen Rücktritt. Den "Nürnberger Nachrichten" sagte er, Käßmann habe sicher einen Fehler begangen. "Aber dieser Fehler wird nicht dazu führen, dass sie von ihrem Amt zurücktreten muss. Auch eine Bischöfin ist keine Heilige, sondern nur ein Mensch, der fehlbar ist."

(Ag.)

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Die Bischöfin und die Sünde

„Auch eine Bischöfin ist keine Heilige, sondern ein Mensch, der fehlbar ist.“
Margot Kaessmann
Weltjournal

Bischöfin: "Ich bin selbst über mich erschrocken"

Die Chefin der Evangelischen Kirche betrunken am Steuer: ein Super-GAU. Die Polizei stoppte sie, nachdem sie mehrere rote Ampeln im Stadtzentrum missachtet hatte, und stellte 1,54 Promille Alkohol im Blut fest.

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