Kims Goodwill-Geste vor dem Gipfel am 12. Juni in Singapur

Donald Trump nahm Außenminister Mike Pompeo und die drei freigelassenen Amerikaner auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews mitten in der Nacht persönlich in Empfang.
Donald Trump nahm Außenminister Mike Pompeo und die drei freigelassenen Amerikaner auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews mitten in der Nacht persönlich in Empfang.(c) REUTERS (JIM BOURG)
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Die Freilassung dreier Amerikaner aus nordkoreanischer Haft versetzte den US-Präsidenten in Hochstimmung über das bevorstehende Treffen.

Wien/Washington. Der Weckruf um drei Uhr früh ist ein stehender Begriff im Polit-Sprech in Washington. Eskaliert eine weltpolitische Krise, muss der Präsident auch mitten in der Nacht parat sein für eine Reaktion, ein Telefonat oder eine Krisensitzung. Donald Trump ist seine Nachtruhe heilig, und unter der Woche verlässt er auch nur ganz selten abends das Weiße Haus. Doch für eine Sondermaschine mit Außenminister Mike Pompeo und drei freigelassenen Amerikanern an Bord machte er um drei Uhr morgens in der Nacht auf Donnerstag eine Ausnahme.

Er ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, zusammen mit seiner Frau Melania, Vizepräsident Mike Pence und Sicherheitsberater John Bolton das hochkarätige Empfangskomitee auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews zu bilden und für Jubelfotos vor einem aufgespannten riesigen Sternenbanner zu posieren – zusätzlich beflügelt von den schmeichelhaften Friedensnobelpreis-Spekulationen rund um ihn. Eine patriotische Inszenierung, wie gemacht für die TV-Kameras der Nachrichtensender. Drastischer hätte der Kontrast zu Trumps Brandrede gegen den Iran nicht sein können. Neuerlich war der US-Präsident überdies voll des Lobs für Kim Jong-un.

Auf dem Kurztrip nach Pjöngjang hatte Pompeo die letzten Modalitäten für das Gipfeltreffen mit Nordkoreas Diktator geklärt. Es war bereits seine zweite Stippvisite in der nordkoreanischen Hauptstadt innerhalb von wenigen Wochen. Der US-Außenminister und der nordkoreanische Machthaber räumten zudem die letzten Hindernisse für das Spitzentreffen aus dem Weg: Kim gab dem früheren CIA-Chef schließlich drei amerikanische Gefangene als Geste seines guten Willens mit auf den Rückflug nach Washington.

Die drei asiatischstämmigen Missionare und Lehrer waren als vermeintliche Spione vom Kim-Regime festgenommen und bis zu zwei Jahre festgehalten worden. In den Hintergrund geriet unterdessen die Familie des in nordkoreanischer Haft ins Koma gefallenen US-Studenten Otto Warmbier, der kurz nach seiner Überstellung in die USA verstorben war. Seine Eltern haben eine Klage gegen Nordkorea wegen Folter eingereicht.

Gipfel am 12. Juni in Singapur

In der Zwischenzeit steht fest, dass der Gipfel zwischen Trump und Kim am 12. Juni in Singapur stattfinden wird. Dies gab Trump gestern bekannt. Andere favorisierte Optionen wie Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei, oder auch die entmilitarisierte Zone im Grenzort Panmunjom, Ort des Treffens zwischen Kim Jong-un und Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in, waren somit aus dem Spiel. Dabei hatte der US-Präsident ursprünglich Panmunjom sogar als Wunschort in Erwägung gezogen. Die Symbolik hatte sein Gefallen gefunden.

Bei seinem Gespräch mit US-Außenminister Pompeo hatte Kim Jong-un von einer „historischen Chance“ geschwärmt. Auch Trump gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Gipfel zu einer Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel führen werde. Geradezu enthusiastisch erklärte er: „Wir stehen vor einem Neubeginn.“ (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2018)

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