Die Aussicht auf Neuwahlen in Italien hat die Börsen in Europa am Montag belastet. Die wichtigsten Rating-Agenturen sehen Italiens Mitgliedschaft in der Euro-Zone als Schlüsselfaktor
Die Aussicht auf Neuwahlen in Italien hat die Börsen in Europa am Montag belastet. Dax und EuroStoxx50 büßten ihre Gewinne zum Handelsstart komplett ein und notierten kaum verändert bei 12.958 beziehungsweise 3516 Punkten. Der Leitindex in Mailand gab nach, vor allem die Titel der seit Tagen unter Druck stehenden Banken verzeichneten Verluste. Fachleute warnten, das Euro-kritische Lager könnte bei einem erneuten Urnengang der Italiener noch stärker werden und die Unsicherheit an den Aktien- und Anleihenmärkten dürfte hoch bleiben.
Italien hatte Ende März mit 2,3 Billionen Euro weltweit die drittgrößte öffentliche Verschuldung und ist damit anfällig für steigende Refinanzierungskosten. Das Finanzministerium in Rom will in diesem Jahr Anleihen im Volumen von 240 bis 250 Milliarden Euro ausgeben, inklusive kurzlaufenden Bonds sind es sogar bis zu 400 Milliarden. Die Rating-Agenturen sehen Italiens Mitgliedschaft in der Euro-Zone als Schlüsselfaktor.
Es folgt eine Übersicht über das Italien-Rating wichtiger Agenturen:
MOODY'S
Moody's hat Italien auf "Baa2" gesetzt, prüft allerdings eine Herabstufung. Die Note steht für eine durchschnittlich gute Anlage. Geht die Kreditwürdigkeit einen Tick runter, wäre sie nur noch knapp über dem sogenannten Ramsch-Niveau. Zu Beginn der Euro-Krise 2011 stufte Moody's Italiens Schulden noch deutlich besser mit "Aa2" ein - und damit sechs Stufen über dem aktuellen Rating.
STANDARD & POOR'S
S&P bewertet Italiens Schulden mit einem zu Moody's vergleichbaren "BBB" und einem stabilen Ausblick. Im Oktober hatten die Bonitätswächter noch eine Heraufstufung von "BBB-" vollzogen. Der unerwartete Schritt war die erste Aufwertung Italiens durch S&P, seitdem die Agentur 1988 mit der Bewertung des Landes begonnen hat. Begründet wurde dies mit einer stärkeren Wirtschaft, verringerten Bankrisiken und der Erwartung, dass sich die öffentlichen Finanzen bessern.
S&P bestätigte am 27. April das "BBB"-Rating. Die Experten warnten aber davor, dass die Note unter Druck geraten würde, wenn eine neue Regierung vom Pfad der Haushaltssanierung abweichen oder frühere Reformen zurückdrehen würde. S&P legt seine nächste Einschätzung zu Italien am 26. Oktober vor.
FITCH
Fitch hat sein "BBB"-Rating mit einem stabilen Ausblick am 16. März bestätigt. Dies geschah kurz nach der Parlamentswahl, die laut Agentur das Risiko von haushaltspolitischen Fehlentwicklungen erhöht und die Aussichten für Reformen geschwächt hat. Fitch geht davon aus, dass Italiens Staatsschulden allmählich sinken, und beobachtet politische Entwicklungen, die die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung in Rom schädigen könnten. Die Agentur veröffentlicht ihre nächste Bewertung zu Italiens Note am 31. August.
DBRS
Italien hat sein letztes "A"-Rating verloren, als DBRS das Land im Januar 2017 von "A (niedrig)" auf "BBB (hoch)" setzte. Im Januar 2018 bestätigte die Agentur das Rating mit einem stabilen Trend. Das Wirtschaftswachstum und die anhaltende Haushaltskonsolidierung kompensierten die Risiken, die von hohen Staatsschulden, faulen Bankkrediten und politischer Unsicherheit ausgingen.
Als die populistische 5-Sterne-Bewegung und die rechtsextreme Lega sich anschickten, ein Regierungsbündnis zu schmieden, warnte DBRS-Expertin Nichola James davor, dass deren Finanzpolitik den erwarteten Schuldenabbau gefährden könnte, der wiederum das aktuelle Rating untermauere. Die nächste DBRS-Ankündigung zu Italien ist für den 13. Juli geplant.
(Reuters)