Marco Trungelliti hatte gerade Verwandtschaft zu Besuch in Barcelona, als er doch noch in den Hauptbewerb der French Open rückte. Nun steht er in der zweiten Runde.
Acht Lucky Loser und damit so viele wie selten zuvor haben es heuer in den Hauptbewerb der French Open geschafft. Der letzte, der von seinem Glück erfahren hat, war Marco Trungelliti, die Nummer 190 der Welt. Der Argentinier, 28, rückte nach, weil Nick Kyrgios, an 21 gesetzt, kurzfristig zurückzogen hatte. Offiziell, weil der Australier noch nicht fit genug für Best-of-five-Partien auf Sand sei, inoffiziell, so heißt es, weil er nicht gegen seinen ungeliebten Landsmann Bernard Tomic antreten wollte.
Trungelliti weilte am Sonntag jedenfalls zuhause in Barcelona, nachdem er bereits in Runde zwei der Paris-Qualifikation gescheitert war. Er hatte geplant, Zeit mit seiner 88-jährigen Großmutter am Strand zu verbringen. Auch seine Mutter und der jüngere Bruder waren gerade aus Argentinien zu Besuch. Dann kam die Nachricht vom Kyrgios-Aus und dass er sich bis Montag Früh in Paris einschreiben müsste.
Er packte seine Tennissachen und die Verwandtschaft kurzerhand in einen Mietwagen, fuhr abwechselnd mit seinem Bruder in zehn Stunde knapp 1000 Kilometer nach Paris und besiegte dort auf Court 9 Bernard Tomic 6:4, 5:7, 6:4, 6:4. So erzählte es Trungelliti nach dem Erstrundensieg, der ihm zumindest 79.000 Euro Preisgeld eingebracht hat.
"Ich habe versucht, es wie ein ganz normales Match anzugehen", meinte der 28-Jährige, fortan das Gesprächsthema Nummer eins in Roland Garros. Zehn Stunden im Auto seien ohnehin nichts Neues für ihn, in Argentinien seien solche Strecken gang und gäbe. "Wenn du nicht in Buenos Aires lebst, sind 1000 Kilometer überhaupt nichts."
Trungelliti aber ist kein Neuling auf Major-Ebene. Seine Grand-Slam-Bilanz lautet immerhin 4:3, vor zwei Jahren hat er in Paris sensationell Marin Cilic verabschiedet. Nächster Gegner heuer in Runde zwei ist der Italiener Marco Cecchinato (ATP 72).
(red.)