Liu Xia kritisiert die chinesischen Behörden: "Sie sollten eine Zeile zur Verfassung hinzufügen: 'Liu Xiaobo zu lieben ist ein schweres Verbrechen'."
Der Witwe des verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo hat den chinesischen Behörden vorgeworfen, sie für die "Liebe" zu ihrem Mann eine "lebenslange Freiheitsstrafe" verbüßen zu lassen. "Sie sollten eine Zeile zur Verfassung hinzufügen: 'Liu Xiaobo zu lieben ist ein schweres Verbrechen - eine lebenslange Freiheitsstrafe'", sagte Liu Xia in einer am Freitag veröffentlichen Audioaufnahme.
Bei dem Tondokument handelt es sich um den Mitschnitt eines Telefongesprächs, das der in Berlin lebende Schriftsteller Liao Yiwu in der vergangenen Woche mit Liu geführt hatte. "Sie halten mich hier fest, um Xiaobos Strafe abzusitzen", sagte die Dichterin unter ständigem Schluchzen ihrem engen Freund Liao. "Ich möchte sehen, wie viel grausamer sie werden können und wie viel schamloser. Ich möchte sehen, um wie viel entarteter diese Welt ist." Liao veröffentlichte die Aufnahme über die in den USA ansässige Website "China Change".
Seit 2010 unter Hausarrest
Liu steht seit der Verleihung des Nobelpreises an ihren Mann 2010 unter Hausarrest. Sie wurde jedoch nie eines Vergehens angeklagt. 2014 erlitt sie nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation einen Herzanfall, nachdem bei ihr eine Depression diagnostiziert worden war. Der Tod ihres Mannes im Juli vergangenen Jahres setzte ihr erheblich zu. Anfang Mai äußerte sie in einem ebenfalls von Liao veröffentlichten Gesprächsmitschnitt den Wunsch zu sterben.
Die USA und die Europäische Union haben die Pekinger Führung wiederholt aufgefordert, die Dichterin freizulassen und ihr die Ausreise zu ermöglichen, wenn sie dies wünsche. Auch Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen verurteilten den Hausarrest gegen Liu.
Ihr Mann Liu Xiabao war Mitglied der Demokratiebewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz 1989 und Mitverfasser der Charta 08 für demokratische Reformen. Er wurde 2008 inhaftiert und 2009 wegen "Subversion" zu elf Jahren Haft verurteilt. Im Juli 2017 starb er an den Folgen eines Leberkrebses. Bis zuletzt verweigerten ihm die chinesischen Behörden eine medizinische Behandlung im Ausland.
(APA/AFP)