Bösewichte

Berechnet: Reisen mit dem Flugzeug birgt wenig Risiko.
Berechnet: Reisen mit dem Flugzeug birgt wenig Risiko.(c) APA/BARBARA GINDL
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59 - Wichtigste Reisefrage: „Ist es dort gefährlich?“ Doch auch das Reisen kann tödlich sein.

Oft fragt mich jemand, was ich von einer bestimmten Gegend, einem Kontinent oder einer U-Bahn halte, und fügt hinzu: „Ist es dort gefährlich?“

Ja, was weiß ich! Logisch, Touristen suchen ungern Orte auf, wo sie erschossen, entführt, vergewaltigt und ausgeraubt werden, oder all das in folgerichtiger Aneinanderreihung. „Die Slums von Rio sind eh ganz leiwand“, pariere ich lässig, „und auch in so Iglus erfriert keiner!“ Ich meine, Gefahr muss nicht unbedingt im Spektakulären lauern. Laut meinen privaten Erhebungen ist unsere Spezies zwar grundsätzlich bösartig und jederzeit entschlossen, menschenfeindliche Parteien in Regierungen zu hieven, andererseits dominiert üblicherweise ihre sanft-faule Schlagseite.

Der Planet ist randvoll mit hilfsbereiten, harmlosen, gemäßigten Individuen. Daher verfolgen uns Reisende selbst in den düstersten Weltgegenden Bösewichte nicht auf Schritt und Tritt, nein, wir müssten uns radikal dumm anstellen, um ihren Weg zu kreuzen.

Wie gefährlich ist das Reisen jedoch als solches? Kommt auf die Statistik an. Fluglinien berechnen Todesfälle in ihren Bilanzen gern auf Kilometerbasis, ihr Ergebnis: lediglich 0,05 Verstorbene pro Million Kilometer. Bus und Zug warten auf dieser Distanz immerhin mit einem halben Todesfall auf, das Auto mit 3,1, das Fahrrad mit 44,6 und das Motorrad mit 108,9. Bei der Berechnungsweise „Verblichene pro Million Reisen“ erweist sich der Bus mit 4,2 vor dem Zug mit 20 und dem Auto mit 40 am sichersten. Das Flugzeug weist hier 117 Entseelte auf, das Fahrrad 170, das Motorrad 1640. Kalkuliert man die Reisedauer als solche, nimmt man also Umgekommene pro Million Reisestunden, produzieren erneut Motorräder mit 4840 Leichnamen die Schreckensbilanz, Fahrräder erzeugen 550, unter Fußgängern sind 220 und Autofahrern immerhin 130; am sichersten bleiben Züge mit 30 und Busse mit 11,1 Dahingegangenen.

Beim Sinnieren über diesen Zahlen fällt auf, dass Reisen mit individuell gesteuerten Verkehrsmitteln („Freiheit“) gern fatal enden. Äußerst unwahrscheinlich ist dagegen, irgendwo erschossen, entführt, vergewaltigt oder ausgeraubt zu werden.

Tipp

Neu: Martin Amanshauser, „Die Amerikafalle, oder: Wie ich lernte, die Weltmacht zu lieben“, Kremayr & Scheriau, 2018.

www.amanshauser.at

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