PRO: Gerechtigkeit für den ORF

Der öffentlich-rechtliche Sender liefert bei dieser Fußball-WM eine solide Partie ab.

Da ergriff der Interviewer des Schweizer Fernsehens nach dem Sieg über Serbien die Hand des Schweizer Trainers und beglückwünschte ihn – gewissermaßen im Namen des Landes – zum Erfolg. Man stelle sich vor, ein Reporter des ORF hätte solches getan.

Jetzt könnte man sagen, ein österreichischer Reporter kommt gar nicht in eine solche Verlegenheit – aber im Fall des Falles würde er umgehend des distanzlosen, unreflektierten Hurra-Patriotismus, wenn nicht des Chauvinismus und Nationalismus überführt werden. Im Mindesten würde das Standardurteil bei solchen Events bestätigt: die Deutschen so souverän, die Österreicher so dämlich. Also die TV-Kommentatoren.

Der ORF liefert bei dieser WM – soweit sich das von der TV-Couch aus beurteilen lässt – bisher eine solide Vorstellung ab. Insbesondere an der Spielkommentierung ist wenig zu beanstanden, beim Erfassen unerwarteter Situationen auf dem und rund um das Spielfeld war man in der Vergangenheit schon mal träger. Nur die Brisanz der Adler-Gesten von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri hat der Match-Kommentator leider nicht erfasst.

Und ja: Die Deutschen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren. So kühl und nüchtern. Die Begeisterung des ARD-Kommentators nach dem 2:1 gegen Schweden in der Nachspielzeit, die war fast schon brasilianisch. Man stelle sich vor, ein Reporter des ORF . . .

oliver.pink@diepresse.com

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