Testessen im Sura: Die Schere liegt bereit

(c) die Presse (Carolina Frank)
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Koreanisches Geknorpel und ein Getränk zum Verlieben.

Vielleicht war es ein Schweizer, dem es irgendwann einfiel, das milchig-weiße Reisweinbier (bei der genauen Erklärung sind selbst Koreaner stets unsicher) Makgeolli mit „Maggerli“ zu transkribieren. Zu solchem dechiffriert steht dieses süchtig machende, gefährlich erquickende Getränk jedenfalls auf der Karte des aufgefrischten Innenstadtkoreaners Sura, noch dazu versteckt bei den Spirits. Makgeolli darf man aber auf keinen Fall versäumen, es wird hier wie in Korea aus einer Kanne in Trinkschalen eingeschenkt, beides aus gülden eloxiertem Aluminium. Das hat etwas Märchenhaftes. Was man dazu isst? Wo fangen wir an?

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Bei appetitanregendem Kimchi etwa, das hier nicht nur in der bekannten Chinakohl-Universalversion zu haben ist, sondern für das auch getrockneter Rettich fermentiert wird. Wird Kimchi Jeon geordert, kann es gleich noch eine Kanne Makgeolli sein – der geile Kimchiteigfladen (klein: 6,80 Euro) und das Weißgetränk sind unzertrennlich. Auch Kim Mari sind zu empfehlen: ebenso fragile wie robuste frittierte Rollen aus Glasnudeln und Seetang. Wer beim Bestellen abenteuerlustig auf Pyun Yuk zeigt, auf der Karte sicherheitshalber mit „koreanische Terrine“ beschrieben, wird mit gepressten Schweinsohren und anderem Geknorpel entlohnt (7,90 Euro). Die Kellnerin nickt jedenfalls anerkennend beim Abservieren des leeren Tellers. Korean Fried Chicken gelingt im Yori, einem weiteren Innenstadtkoreaner, noch eine Spur besser.

Ausufernd ist im Sura, was angeblich „königliches Mahl“ bedeutet, auch die Auswahl an Hauptspeisen. Mit Varianten von Bibimbap etwa, kurz: Reis mit Belag, für den strenge Mischregeln gelten. Bloß nicht zu zaghaft, lautet das Gebot. Meeresfrüchte werden ebenso wie Schweinefleisch, Seidentofu oder Rinderknorpel in Eintöpfe gepackt, jeweils mit drei würzigen kalten Beilagen serviert. Im Sommer empfiehlt sich die legendenbehaftete kalte Buchweizennudelsuppe namens Mul-Naengmyun (13,50 Euro), die unlängst auch als Nord-Süd-Versöhnungsgericht an der koreanischen Grenze ihren Auftritt hatte.

Zum Zerschnipseln der Nudeln wird ebenso wie für das gegrillte Fleisch eine Schere bereitgelegt – auch das, ebenso wie die Metallstäbchen, koreanische Eigenheiten. Und wer sich schon in die Makgeolli-Trinkschalen verliebt hat, wird vom Sura-Set (58 Euro für zwei Personen) angetan sein: Da kommt so circa von allem, was die Küche zu bieten hat, ein liebreizendes Messingschälchen auf den Tisch.

Info

Sura, Singerstraße 13, 1010 Wien. Tel.: +43/(0)1/512 84 26, Restaurant: täglich 11.30–23 Uhr.

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