Pläne von Amazon treffen die Post ins Mark

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Mit Amazon will einer der Hauptkunden der Post Pakete bald selbst zustellen. Die Post fühlt sich vorbereitet.

Wien. Nach außen hin reagiert die Österreichische Post gelassen auf die Nachricht, dass der Onlinehändler Amazon ab Oktober 2018 seine Pakete nicht mehr auf dem Postweg, sondern selbst zustellen will: „Wir haben verfolgt, dass Amazon in den USA und in München mit Eigenzustellungen begonnen hat, und uns deshalb darauf eingestellt, dass es auch in Österreich dazu kommen wird. In unseren Planungen ist das schon berücksichtigt“, sagt Pressesprecher David Weichselbaum zur „Presse“.

Fragt sich nur, was die Post berücksichtigt hat, denn noch ist gar nicht bekannt, was Amazon genau plant. Etwa, ob der Konzern künftig alle Pakete im Raum Wien durch eigene Zusteller zu den Kunden bringen lassen will oder nur ein kleines Kontingent davon. Auch weiß niemand, ob schon bald in den anderen Landeshauptstädten oder sogar in ganz Österreich externe Partnerfirmen von Amazon beauftragt werden sollen. Welches Szenario „in der Planung berücksichtigt“ wurde, dazu wollte die Post nicht Stellung nehmen.

Eines steht jedoch fest: Amazon ist für die Post einer der größten, wenn nicht sogar der größte Kunde. Wie viele der 97 Mio. Pakete, die 2017 von der Post ausgetragen worden sind, von Amazon stammen, wollte die Post zwar nicht bekannt geben. „Wir gehen aber davon aus, dass Amazon weiterhin ein wichtiger Kunde für uns bleiben wird.“

Überdies ist sie zuversichtlich, ihr Geschäft mit der Paketzustellung noch weiter steigern zu können, so wie das auch in den vergangenen Jahren der Fall war. Man wolle dabei nicht nur vom immer stärker boomenden Onlinehandel profitieren, sondern mit einem Investitionspaket auch dafür sorgen, das Service für die Kunden weiter zu verbessern. Da gibt es noch einiges zu tun: Etwa soll die Zahl der Abholstationen verdoppelt werden.

Doch zurück zu Amazon: Mit seinen neuen Plänen reagiert der Konzern auf die Erwartung der Kunden, dass bestellte Ware immer schneller und günstiger bei ihnen zu Hause eintrudelt. In den USA werde man künftig Gründer aktiv unterstützen, eigene kleine Lieferflotten aufzubauen, und einen Gewinn von jährlich bis zu 300.000 Dollar garantieren, kündigte der Onlinehändler in Seattle an. Es soll noch weitere Hilfestellungen geben: So will Amazon den Firmen Lieferwagen zu attraktiven Konditionen und Uniformen zur Verfügung stellen und auch bei der Firmengründung helfen.

Künftig werden die Kunden sich übrigens auch Medikamente über Amazon ins Haus ordern können. Wie der Konzern gestern bekannt wurde, hat der Konzern die US-amerikanischen Online-Apotheke PillPack gekauft. (ag./hec)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2018)

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