US-Botschafter Grenell: USA und EU sollen komplett auf Autozölle verzichten

U.S. Ambassador to Germany Grenell is pictured in Berlin
U.S. Ambassador to Germany Grenell is pictured in BerlinREUTERS
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Bei einem Geheimtreffen in Berlin hat einem Medienbericht zufolge der US-Botschafter den Chefs der größten deutschen Autobauer eine mögliche Lösung im Zollstreit aufgezeigt.

Im Handelsstreit mit der Europäischen Union (EU) bearbeiten die USA einem Medienbericht zufolge nun die deutschen Autobauer. Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, habe den Chefs von BMW, Daimler und Volkswagen eine Lösung in dem Konflikt um drohende Strafzölle unterbreitet, berichtete das "Handelsblatt" am Mittwochabend unter Berufung auf Teilnehmer.

Bei dem Treffen am Mittwoch in der US-Botschaft in Berlin habe Grenell den Managern mitgeteilt, er sei beauftragt, eine Lösung mit Deutschland und der EU zu suchen. Grenell habe erklärt, die USA seien zu einer Null-Lösung bereit, also zu einem Komplett-Verzicht auf Autozölle, wenn auch Europa darauf verzichte.

Ein Daimler-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. "Kein Kommentar", hieß es lediglich. Bei Volkswagen war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Eine Sprecherin des deutschen Wirtschaftsministeriums wollte den Bericht nicht kommentieren. In Handelsfragen ist die EU alleiniger Verhandlungspartner, die einzelnen Mitgliedstaaten wie Deutschland können keine Einzelabsprachen treffen.

An dem Treffen nahmen der Zeitung zufolge Daimler-Chef Dieter Zetsche, BMW-Chef Harald Krüger und VW-Chef Herbert Diess sowie auch namentlich nicht genannte Chefs großer Autozulieferer teil. In dem Gespräch soll Grenell von einem "Momentum" gesprochen haben, das es zu nutzen gelte.

Trump hat damit gedroht, europäische Autos mit 20 Prozent Einfuhrzoll zu belegen, sollte die EU ihre Handelsbarrieren nicht abbauen. Derzeit fallen bei Pkw-Importen aus der EU in die USA 2,5 Prozent Zoll an, Pickups müssen mit 25 Prozent verzollt werden. Die EU erhebt zehn Prozent Zoll für importierte US-Autos. Im Mai hatte die US-Regierung eine Untersuchung auf den Weg gebracht, ob die Autoimporte eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellten. In dem Fall könnte sie Strafmaßnahmen verhängen. Trump hat mehrfach ausdrücklich deutsche Autobauer kritisiert.

Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) beobachtet die Entwicklung mit Sorge. VDA-Präsident Bernhard Mattes hatte erst am Dienstag gesagt, komme es wie von Trump angedroht zu einseitigen Zollerhöhungen der USA auf Autos aus Europa, müsse auch eine Gegenreaktion folgen. Die Geschlossenheit der EU sei wichtig, einen Vorschlag der Branche für einseitige Zugeständnisse gebe es nicht

(APA/AFP)

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