China holt zum Vergeltungsschlag aus

Für 818 Produkte, die von China in die USA schippern, greifen hohe Strafzölle.
Für 818 Produkte, die von China in die USA schippern, greifen hohe Strafzölle.APA/AFP/
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Die US-Strafzölle auf chinesische Produkte sind in Kraft. China kündigte eine unverzügliche „notwendige“ Revanche an. Diese wird auch deutsche Unternehmen treffen.

Peking. US-Präsident Donald Trump hat seine Drohung wahr gemacht. Seit Mitternacht Washingtoner Zeit gelten Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus China im Wert von 34 Mrd. Dollar. Die neuen US-Zölle betreffen 818 Produkte, darunter Autos, Flugzeugteile und Festplatten.

Und wie erwartet hat China unmittelbar reagiert und seinerseits Gegenzölle im selben Wert verhängt. „Die chinesischen Maßnahmen sind mit sofortiger Wirkung in Kraft“, teilte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking am Freitag mit. Die Regierung gab vorerst keine Details bekannt. In chinesischen Medien kursiert aber eine Liste mit über 500 US-Produkten, darunter Autos, Hochtechnologieteile und Agrarprodukte.

Damit ist der Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt nun endgültig eskaliert. Die beiden Streithähne rüsten verbal zwar schon seit Monaten auf. Doch die tatsächlich erfolgten Strafmaßnahmen hielten sich bislang in Grenzen. Das wird nun anders.

Peking sieht keine Gewinner

Washington habe den „größten Handelskrieg der Wirtschaftsgeschichte“ angezettelt, wirft die Führung in Peking der Trump-Regierung vor. Der chinesische Außenamtssprecher betonte, dies sei „das Letzte, was wir uns wünschen“. In einem Handelskrieg gewinne niemand. Sein Land werde mit anderen Ländern daran arbeiten, freien Handel weiter zu gewährleisten. Zunächst einmal aber bleibe Peking keine andere Wahl als der „notwendige Gegenangriff“. Doch das dürfte Trump noch mehr auf die Palme bringen. Der US-Präsident hat klargemacht, dass er im Falle chinesischer Vergeltung weiter ausholen werde. Vorbereitet seien Strafzölle im Warenwert von 16 Mrd. Dollar, die in zwei Wochen in Kraft treten sollen. „Dann sind wir auf weitere 200 Milliarden eingestellt“, bekräftigte Trump. „Und nach den 200 Milliarden sind wir auf 300 Milliarden eingestellt.“ Damit wären sämtliche Ausfuhren aus China in die USA mit Strafzöllen belegt: Waren im Wert von mehr als einer halben Billion Dollar.

So weit sind Pekings Vergeltungsschläge noch nicht gediehen. Chinas Strafzölle auf US-Produkte sollen vor allem einmal die Trump-Wähler im Mittleren Westen treffen. Ihr größter Exportschlager ist die Sojabohne. China als weltgrößter Soja-Importeur war zuletzt der Hauptabnehmer. Rund 14 Mrd. Dollar verdienten die US-Farmer 2017 mit Soja-Exporten in die Volksrepublik. Um den nun teureren US-Soja zu kompensieren, hat die Führung in Peking die Zölle auf Soja aus Ländern wie Brasilien oder Argentinien abgeschafft. Der Strafzoll auf Autos aus den USA dürfte jedoch nicht nur die US-Autoindustrie treffen, sondern auch deutsche Hersteller. Ein Großteil der von BMW und Daimler in China verkauften SUVs werden in den USA produziert. Diese Wagen sollen im Zuge des Strafzolls in China ebenfalls um 25 Prozent teurer werden. Angesichts der düsteren Aussichten hat Daimler vergangene Woche schon eine Gewinnwarnung ausgegeben.

Erprobte Kriegspraktiken

Weitere Rachemaßnahmen, die China gegen die USA ergreifen könnte: das Geschäftsumfeld der US-Firmen, die in China aktiv sind, durch angebliche Hygienevorschriften und Umweltauflagen so zu erschweren, dass sie in Mitleidenschaft gezogen werden. Genau so ist China schon gegen Japan und Südkorea vorgegangen.

Was Chinas Handelsüberschüsse betrifft, ist das Land dabei, seine Hausaufgaben zu machen – losgelöst vom aktuellen Streit. Die KP-Führung will schon seit einigen Jahren Chinas starken Exportsektor drosseln und stattdessen auf einen stärkeren Binnenmarkt setzen. Ein zu hoher Exportanteil sei auf Dauer nicht nachhaltig, stellte Chinas Premierminister Li Keqiang schon 2015 fest. Einiges ist auch passiert. So lag der Handelsüberschuss 2017 um rund 64 Mrd. Dollar niedriger als im Jahr davor.

Nur während Chinas Überschüsse gegenüber anderen Ländern tatsächlich zurückgingen, stiegen sie gegenüber den USA weiter. Wie die regierungsnahe Zeitung „Global Times“ unlängst in einem Leitartikel konstatierte: „US-Produkte sind für uns Chinesen einfach nicht so attraktiv wie umgekehrt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2018)

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