Berat Albayrak, der künftige türkische Finanzminister, wird von Politik-Beobachtern als möglicher Nachfolger von Erdogan gesehen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nach seiner Vereidigung zu einer zweiten Amtszeit am Montagabend sein neues Kabinett vorgestellt. Neuer Finanzminister wird sein Schwiegersohn Berat Albayrak. Neuer Verteidigungsminister wird Generalstabschef Hulusi Akar. Mevlüt Cavusoglu bleibt Außenminister.
Albayrak, der Ehemann von Erdogans Tochter Esra, ist Spross einer Unternehmerfamilie und früherer Chef der Firma Çalik Holding. Der künftige Finanzminister hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche politische Karriere hingelegt: Seit 2015 ist der frühere Manager türkischer Energieminister und Parlamentsabgeordneter der AKP. Manche vermuten, dass Albayrak von Erdoğan als Kronprinz gesehen und auf eine künftige Machtübernahme vorbereitet wird. Der Energieminister ist stets an der Seite des Präsidenten, auch bei Auslandsreisen, bei denen es nicht um Energiepolitik geht. Regierungsnahe Medien widmen Albayrak große Aufmerksamkeit.
Freund und Feind sehen Albayrak als wichtigsten Helfer des Präsidenten. Die Oppositionspolitikerin Meral Akşener warf Erdoğan im Wahlkampf vor, er habe seinen Schwiegersohn angewiesen, bei staatlichen Medien schon vor dem Wahltag Jubelmeldungen über einen Sieg an diesem Sonntag zu bestellen. Albayrak reagierte mit einer Millionenklage gegen Akşener. Bei Vertretern internationaler Organisationen hieß es, Albayrak habe viel Einfluss auf seinen Schwiegervater.
Der am 24. Juni wiedergewählte Staatschef hatte vor der Kabinett-Bekanntgabe in der Hauptstadt Ankara den Eid für die nächste fünfjährige Amtszeit abgelegt. Erdogan verfügt durch das neue Präsidialsystem über mehr Macht als alle seine Vorgänger der vergangenen Jahrzehnte. Das Präsidialsystem war bei einem Volksentscheid im vergangenen Jahr beschlossen worden. Erdogan ist nun Staatschef und Regierungschef zugleich und hat die gesamte Exekutivgewalt inne. Erdogan kann dann Präsidialdekrete auch ohne die Sonderrechte eines Ausnahmezustands erlassen, der in der Türkei seit dem Putschversuch vor zwei Jahren herrscht.
Die Vereidigung im Parlament in Ankara am Montagnachmittag besiegelte den Umbau des Staates von einem parlamentarischen in ein Präsidialsystem. 10.000 Gäste nahmen an einer pompösen Zeremonie im Präsidentenpalast teil. Regierungsnahen Medien zufolge sollen 22 Präsidenten und 28 Ministerpräsidenten zu einem festlichen Abendessen eingeladen sein.
(APA/AFP)