Real Madrid bestätigte den Abschied von Cristiano Ronaldo nach neun Jahren. Die Italiener zahlen den Schnäppchenpreis von 100 Millionen Euro, das üppige Gehalt sollen Sponsoren und Marketingeinnahmen finanzieren.
Turin/Madrid. Die Spekulationen haben eine Ende: Cristiano Ronaldo verlässt nach neun Jahren Real Madrid und wechselt zu Juventus Turin. Das gab der spanische Rekordmeister am Dienstag offiziell bekannt. Der 33-Jährige unterschrieb bei den Italienern einen Vertrag bis 2022. Die Ablösesumme soll bei vergleichsweise niedrigen 100 Millionen Euro (sechstteuerster Transfer der Geschichte) liegen, das kolportierte Jahresgehalt dafür bei 30 Millionen Euro netto – und die Sponsoren Hyundai und Fiat sollen großteils dafür aufkommen.
„Diese Jahre bei Real Madrid und in der Stadt Madrid waren wahrscheinlich die glücklichsten meines Lebens“, hieß es in Ronaldos Abschiedsbrief, den spanische Medien veröffentlichten. Er verspüre eine „enorme Dankbarkeit“. „Ich glaube aber, dass es Zeit ist, eine neue Etappe in meinem Leben zu starten.“
Erst am Dienstagmorgen war Juve-Präsident Andrea Agnelli nach Griechenland geflogen, dem Vernehmen nach, um sich persönlich mit Ronaldo zu treffen, der dort gerade Urlaub macht. Nach dem WM-Aus Portugals waren erstmals Gerüchte aufgekommen, allein das ließ die Aktie des italienischen Rekordmeisters in den vergangenen Tagen steigen. Angesichts der großen Fanbasis von „CR7“ dürfen die Turiner nach diesem Coup auch mit entsprechenden Marketingeinnahmen rechnen.
Ronaldos Abgang ist spektakulär, aber keinesfalls mehr überraschend. Der fünfmalige Weltfußballer selbst hatte unmittelbar nach dem dritten Champions-League-Sieg in Folge mit den Königlichen die Gerüchteküche befeuert, als er er sagte: „Es war schön für Real Madrid zu spielen.“ Das Verhältnis mit Klubpräsident Florentino Perez soll schon länger kein gutes mehr sein. Ronaldo hatte immer wieder anklingen lassen, dass er sich und seine Leistungen in Madrid nicht genug wertgeschätzt fühle. Den portugiesischen Superstar kränkte es, dass seine Konkurrenten Lionel Messi (FC Barcelona) und Neymar (Paris St. Germain) deutlich höhere Gehälter bekommen, auch in der Steueraffäre fühlte sich Ronaldo vom Klub allein gelassen.
Ronaldo hinterlässt bei Real eine große Lücke und viele Rekorde. 451 Tore erzielte der Angreifer in 438 Spielen seit seinem Wechsel von Manchester United im Jahr 2009 für die damalige Rekordsumme von 94 Millionen Euro. Mit den Königlichen feierte der 33-Jährige vier seiner fünf Champions-League-Triumphe, je zwei spanische Meistertitel und Cupsiege. Als Weltfußballer wurde er während seiner Zeit in Madrid viermal prämiert. „Für Real Madrid wird Cristiano Ronaldo immer eines seiner größten Symbole bleiben“, schrieb der Klub in einem Statement und dankte ihm für seinen Beitrag „zu einer der herausragendsten Ären in der Geschichte des Vereins“.
Ronaldos Wechsel ist gewissermaßen der inoffizielle Startschuss für den diesjährigenTransfersommer, denn nun dürften die kostspieligen Rochaden zwischen den Topklubs erst richtig in Gang kommen. Als Ronaldo-Nachfolger bei Real stehen Neymar und Chelsea-Star Eden Hazard am höchsten im Kurs. (red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2018)