Fest für Fußballfans: Moskau in rot-weißem Karo

Auf dem Roten Platz dominierten die Kroaten das Geschehen.
Auf dem Roten Platz dominierten die Kroaten das Geschehen.(c) APA/AFP/JEWEL SAMAD
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Tausende Anhänger waren aus Kroatien nach Moskau gekommen, um ihre Mannschaft im Finale lautstark anzufeuern. Französische Fans waren in der Minderzahl. Unterstützt wurden beide Teams von den Staatspräsidenten.

Moskau. Ein Kroate im rot-weißen Ganzkörperkaro-Anzug erlaubt sich einen Scherz und droht zwei französischen Fans ihren selbst gebastelten Goldpokal aus Pappmaché aus den Händen zu reißen. „Hände weg!“, rufen sie und ziehen lachend weiter.

Entspannt und freundschaftlich ist die Stimmung am Sonntag vor dem Moskauer Luschniki-Stadion. Kurz vor dem letzten, 64. Spiel dieser Fußball-Weltmeisterschaft geben sich die Anhänger beider Mannschaften gleichermaßen hoffnungsfroh. Wenn er nicht an den Sieg seines Teams glauben würde, wäre er nicht nach Moskau gereist, sagt Karl, ein bärtiger Franzose aus dem Süden. Sollten die Franzosen gewinnen, dann wäre er „superglücklich“, sagt er.

4600 Reisepässe ausgestellt

Nach der Anzahl der Anhänger zu urteilen, glaubten die Kroaten allerdings fester an den Sieg. Durch die Moskauer Metro hallen die Anfeuerungsrufe der kroatischen Fans in ihren auffälligen Karo-Shirts, kroatische Nationalflaggen werden auf den Rolltreppen entrollt, Trikots von Mandžukić und Modrić sind allgegenwärtig.

Kroaten sind in großer Zahl nach Moskau gekommen, viele haben sich zu der Reise nach Russland kurzfristig entschieden, nachdem ihre Mannschaft überraschend gut abgeschnitten hat. 4600 Reisepässe haben die Behörden des Adriastaates Bürgern in letzter Minute ausgestellt, berichteten Medien.

Bianca und Natalija gehören nicht zu den Kurzentschlossenen. Die beiden Freundinnen sind schon seit dem Viertelfinale in Russland und begeistert: Gastfreundlich seien die Menschen, sehr gut organisiert sei das Fußballfestival, schwärmen die beiden Frauen. Wird ihr Team gewinnen? „Wir glauben fest an sie.“ Wenn Kroatien das Finale gewinne, dann werde der Montag zum neuen Nationalfeiertag erklärt, sagen beide. „Alles wird stehen bleiben.“

Ihre Mannschaften angefeuert haben auch die Politiker der Finalisten: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der die WM-Spiele bisher ausließ, traf vor dem Match mit Wladimir Putin zu politischen Gesprächen zusammen. Im Luschniki-Stadion saß auch die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović, die sich zuletzt als begeisterte Unterstützerin des Nationalteams inszeniert hatte. Grabar-Kitarović überreichte dem russischen Präsidenten vor dem Match ein Trikot der Nationalelf mit der Aufschrift „Putin“. In der VIP-Lounge hatten zudem der ungarische Präsident Viktor Orbán und der katarische Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Thani Platz genommen. Putin hatte dem Emir zuvor symbolisch die Geschäfte für die WM 2022 übergeben – und seine Unterstützung angeboten, sollte sie notwendig sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2018)

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