Neuseeland: Kein Land mehr für Fremde

In Auckland, der größten Stadt Neuseelands, haben sich die Immobilienpreise binnen zehn Jahren fast verdoppelt. Dem will die Regierung nun gegensteuern.
In Auckland, der größten Stadt Neuseelands, haben sich die Immobilienpreise binnen zehn Jahren fast verdoppelt. Dem will die Regierung nun gegensteuern.(c) imago/Xinhua (Guo Lei)
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Seit Jahren explodierende Immobilienpreise machen das Wohnen im Inselstaat immer unerschwinglicher. Ein gesetzliches Verkaufsverbot an Ausländer soll das fortan lindern.

Wellington/Sydney. Ausländer dürfen in Neuseeland keine Immobilien mehr kaufen: Das Parlament unterband am Mittwoch (Ortszeit) solche Geschäfte, nachdem immer mehr Ausländer ins Land geströmt waren und die Immobilienpreise unter anderem deshalb für Einheimische unerschwinglich wurden.

Neuseeländer hätten es satt, Mieter in ihrem eigenen Land zu sein, sagte Wirtschafts-, Handels- und Umweltminister David Parker vor dem Parlament in Wellington. Er hoffe, so der Labour-Politiker, dass das Verbot den überhitzten Immobilienmarkt abkühlen werde.

Die Maßnahme hatte sich spätestens seit der Parlamentswahl 2017 angebahnt, nach welcher Labour unter Premierministerin Jacinda Ardern (38) mit den Nationalisten unter Winston Peters (73) eine Koalition gebildet hatte. Gerade die Sozialdemokraten waren im Wahlkampf mit der Parole angetreten, dass sie das Wohnen für Einheimische wieder erschwinglicher machen und den Immobilienverkauf an Ausländer unterbinden wollten. Im Frühjahr hatte die Regierung den Gesetzgebungsprozess initiiert („Die Presse“ berichtete).

Unbezahlbare Preise

Das Verbot gilt für alle Nationalitäten, mit Ausnahme von Bürgern aus dem Nachbarland Australien sowie aus Singapur. Ausgenommen sind auch künftige Neubauwohnungen – das Ankaufsverbot betrifft also den Altbestand.

In der Tat wird Wohnen für die 4,8 Millionen „Kiwis“ seit Langem immer schwieriger. Heute sind nur ein Viertel der Erwachsenen Eigentümer von Haus oder Wohnung, Anfang der 1990er-Jahre waren es die Hälfte. Die mittleren Preise in der größten Stadt, Auckland, haben sich binnen zehn Jahren fast verdoppelt und stiegen national um 60 Prozent. Eine Studie des „Economist“ von 2017 ergab, dass Neuseeland die höchsten Immobilienpreise der Welt habe. Im Übrigen legt die Obdachlosenzahl in dem lange als „Paradies“ geltenden Land im Südpazifik stark zu.

Drang zur „Rettungsinsel“

Die Immobilienlage am Südrand der Welt machte 2017 globale Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass der deutschstämmige PayPal-Gründer und Milliardär Peter Thiel einen neuseeländischen Pass und Immobilien erworben hatte. Er war wie andere Reiche dem Trend gefolgt, Neuseeland als „Rettungsinsel“ zu sehen, wo man bei einem Kollaps der Weltwirtschaft oder Krieg mit Teilnahme großer Mächte wie den USA, Russland, China und Europa sicher sei.

Tatsächlich gibt es „reiche Flüchtlinge“ in nicht geringer Zahl, häufiger sind aber die halbwegs Vermögenden. Gesamt sollen es allein 2016 etwa 70.000 Personen gewesen sein. In der Woche nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten 2016 bewarben sich laut „New Zealand Herald“ 13.000 US-Bürger um Einwanderung, 17-mal mehr als sonst. In den ersten zehn Monaten 2016 wurden viermal so viel Land und Gebäude von Fremden gekauft wie 2015. Dazu lockte die boomende Wirtschaft Emigranten zurück. Dass der Staat jahrelang Sozialwohnungen an Private verkauft hatte, um die Kassen zu füllen, verschärfte das Problem.

Nun sollen 100.000 neue Häuser gebaut und mehr Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden. Eine erste Abkühlung des Markts macht sich inzwischen bemerkbar. In den vergangenen drei Monaten fielen die durchschnittlichen Immobilienpreise in den größeren Städten leicht. Im Juni tätigten Fremde nur drei Prozent aller Immobiliengeschäfte.

AUF EINEN BLICK

Neuseeland überwand in den vergangenen Jahren eine Rezession und zog wieder viele Migranten und Landkäufer an. Binnen zehn Jahren stiegen die Preise für Land und Immobilien um 60 bis über 100 Prozent, was aber auch andere Gründe hatte. Ein Grunderwerbsverbot für Fremde soll die Preisspirale zurückdrehen und Wohnen für Einheimische wieder günstiger machen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2018)

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