Griechische Wirtschaft verliert spürbar Tempo

Die griechische Wirtschaft hat im Frühjahr deutlich an Fahrt eingebüßt.

Die griechische Wirtschaft hat im Frühjahr deutlich an Fahrt eingebüßt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zog zwar von April bis Juni um 0,2 Prozent an und damit das sechste Mal in Folge, wie das nationale Statistikamt am Montag bekanntgab. Zu Jahresanfang hatte die Wirtschaft allerdings noch um 0,9 Prozent zugelegt und dabei auch von steigenden Exporten profitiert. Im August hatte das hoch verschuldete Land den Rettungsschirm seiner Euro-Partner nach vielen Jahren verlassen. Der frühere Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem wertete die Sparauflagen bei der Rettung Griechenlands nachträglich als überzogen. "Bei den Reformen haben wir sehr viel verlangt von der griechischen Bevölkerung, zu viel", hatte er am Wochenende gesagt.

Griechenland steckte lange in einer Rezession, was die Wirtschaftskraft um rund ein Viertel einbrechen ließ. Das Land bekam von seinen Euro-Partnern und vom Internationalen Währungsfonds seit 2010 Hilfen in Höhe von insgesamt rund 288 Milliarden Euro Kredit, um eine Staatspleite abzuwenden. Nach dem Auslaufen der Rettungsprogramme will Ministerpräsident Alexis Tsipras sein Land nun mit einem Wachstumsplan in einen nachhaltigen Aufschwung steuern. Die EU-Kommission traut der griechischen Wirtschaft für 2018 ein Plus von rund 1,9 Prozent zu. Dies wäre fast so viel wie die Brüsseler Behörde mit 2,1 Prozent für den gesamten Euro-Raum anpeilt.

Im Frühjahr nun bremste der Außenhandel. Denn die Exporte von Waren und Dienstleistungen kletterten mit 3,9 Prozent zum Vorquartal langsamer als die Importe mit 4,8 Prozent. Für Impulse hingegen sorgte der private Konsum, der um 0,6 Prozent stieg. Die Bruttoanlageinvestitionen stagnierten derweil, wie aus Daten hervorgeht, die um jahreszeitliche Schwankungen bereinigt sind. "Das Vertrauen der Märkte aufrechtzuerhalten und zu stärken ist nach dem Rettungsprogramm von entscheidender Bedeutung", sagte der Chefökonom der Eurobank, Tassos Anastasatos. Deshalb müsse die Politik beständig sein.

Dijsselbloem hatte im niederländischen Fernsehen gesagt, die Krise im Griechenland sei so schwerwiegend gewesen, dass man die aktuelle Entwicklung jetzt nicht als Erfolg darstellen könne. "Griechenland ist ganz offensichtlich keine Erfolgsgeschichte." Dijsselbloem war von 2013 bis 2018 Chef der Eurogruppe und so mitverantwortlich für die Reformauflagen für das südosteuropäische Land.

(Reuters)

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