Der frühere Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem wertet die Spar- und Reformauflagen bei der Rettung Griechenlands nachträglich als überzogen.
"Bei den Reformen haben wir sehr viel verlangt von der griechischen Bevölkerung, zu viel", sagte der frühere Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Wochenende in einem Nieuwsuur-Interview im niederländischen Fernsehen. "Reformen sind schwer genug umzusetzen in einer Gesellschaft mit einer funktionierenden Regierung, aber dies war offensichtlich nicht der Fall in Griechenland."
Das hoch verschuldete Land hat von seinen Euro-Partnern und vom Internationalen Währungsfonds seit 2010 Hilfen in Höhe von insgesamt 288 Milliarden Euro bekommen, um eine Staatspleite abzuwenden. Im Gegenzug musste Griechenland Spar- und Reformauflagen umsetzen, die immer wieder zu heftigen Protesten führten. In der Krise schrumpfte die griechische Wirtschaft um ein Viertel, die Armut nahm deutlich zu, viele junge Menschen verließen das Land. Mittlerweile wächst die Wirtschaft leicht und Griechenland will sich künftig wieder alleine am Kapitalmarkt Geld beschaffen.
"Griechenland ist ganz offensichtlich keine Erfolgsgeschichte", ergänzte Dijsselbloem, der von 2013 bis 2018 Chef der Eurogruppe war. Die Krise sei so schwerwiegend gewesen, dass man die aktuelle Entwicklung jetzt nicht als Erfolg darstellen könne.
(Reuters)