Frühstart der OMV in Asien

OMV- Chef Rainer Seele könnte den Strategieschwenk Richtung Asien schneller schaffen, als zuletzt gedacht.
OMV- Chef Rainer Seele könnte den Strategieschwenk Richtung Asien schneller schaffen, als zuletzt gedacht. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Die OMV will die Hälfte der malaysischen Sapura Upstream kaufen. Die Asiaten hatten es eilig, die Welt darüber zu informieren. Aber warum?

Wien. Warum feiert ein börsenotiertes Unternehmen ein Geschäft, das noch gar keines ist? Vielleicht, um seinen Investoren zu signalisieren, dass sie sich keine Sorgen mehr um ihr Geld machen sollen. In der Nacht auf Mittwoch gelang der malaysischen Sapura Energy ein solches Kunststück. Das Öl- und Gasunternehmen berichtete über exklusive Verhandlungen mit der österreichischen OMV. Die Hälfte der Explorations & Produktionstochter Sapura Upstream mit einem geschätzten Unternehmenswert von 1,6 Milliarden Dollar (1,38 Mrd. Euro) soll demnach an die Österreicher gehen. Die OMV betätigte die Gespräche, gab sich ansonsten aber wortkarg.

Der mediale Frühstart von Sapura Energy hat einen guten Grund: Das Unternehmen wird von Analysten zwar als stabil beschrieben, geriet zuletzt aber unter starken Druck an den Finanzmärkten. Sapura habe die richtigen Felder zur falschen Zeit entwickelt und damit einen Schuldenberg von 15 Milliarden malaysischen Ringgit 3,11 Mrd. Euro) angehäuft. Obwohl das Unternehmen Aufträge in Höhe von 3,46 Mrd. Euro in den Büchern stehen habe, könne es aufgrund der Liquiditätsprobleme keine großen Aufträge mehr annehmen. Um ihr Gearing zu verringern, wollten die Asiaten 830 Millionen Euro an frischem Kapital aufnehmen. Auch der Börsegang der Explorationstochter war geplant - ist letztlich aber gescheitert. Nun werden die Österreicher als finanzstarker Partner präsentiert. Über das notwendige Kleingeld verfügt die OMV dank des Verkaufs etlicher Assets von der Türkei bis in die Nordsee. Zumindest für Sapura Energy ging der Schritt vorerst auf: Die Aktien stiegen zwischenzeitlich um fast sechs Prozent. Und auch die Anleger der OMV bewerteten die Neuigkeiten wohlwollend. Die Papiere des teilstaatlichen Konzerns legten ebenfalls kräftig zu.

Produktion ist noch klein

Für die OMV wäre der Zukauf – richtiger Kaufpreis vorausgesetzt – immerhin ein Geschäft, das sehr gut in die überarbeitete Strategie passt, die OMV-General Rainer Seele im März ausgegeben hatte. Nach der etwas hinkenden Expansion nach Russland will der Konzern vor allem in der Pazifikregion wachsen. Eine erste Übernahme vermeldete das Unternehmen noch im Frühling. Bis Jahresende könnte es auch mit Sapura Energy so weit sein, heißt es.

Noch ist die Produktion der Asiaten relativ klein, sagen die Analysten von Kepler Chevreux. 9000 Fass Öläquivalent am Tag sind kaum vergleichbar mit den mehr als 420.000 Fass, die die OMV heuer aus der Erde holen wird. Aber die Potenzial ist da. Alleine vom Gasfeld Sawawak werden ab 2021 rund 75.000 Fass Öläquivalent am Tag erwartet. Auch in Neuseeland, Mexiko und Australien hat sich Sapura zuletzt verstärkt. Gemeinsam mit dem jüngst erworbenen Gasfeld Pohokura in Neuseeland (469 Mio. Euro, 32.000 Fass am Tag) könnte die OMV Asien rasch zu einer weiteren Kernregion aufbauen.

Zehn Milliarden Euro will das Unternehmen bis 2025 ausgeben, um abseits Europas zu wachsen. „Die Musik spielt in Zukunft definitiv in Asien“, sagte Seele bei der Veröffentlichung der Strategie. Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht den Kontinent als Zukunftshoffnung. Während die Nachfrage nach Treibstoffen in westlichen Ländern – vor allem in Europa – sinkt, steht Ländern wie Indien oder China der große Aufschwung bei der Öl- und Gasnachfrage noch bevor. JBC Energy rechnet damit, dass die Nachfrage nach Ölprodukten in der Region bis 2030 etwa um 320 Millionen Tonnen steigen wird. Asien sorgt so fast im Alleingang (90 Prozent) für das globale Nachfrageplus.

Dafür ist Rainer Seele offenbar auch bereit, kleine Korrekturen an der ursprünglichen Strategie vorzunehmen. Bisher führte er die OMV stets zu Öl- und Gasfeldern, die zu besonders niedrigen Kosten auszubeuten sind. Das ist im Fall von Sapura Upstream vermutlich anders. Denn ein Großteil der Reserven des Unternehmens liegen im Meer, sind also nur mit teurerer Offshore-Technologie zu heben. Doch auch hier könnte sich der Zukauf als Glücksgriff erweisen. Die Mutter Sapura Energy ist auch Ölfeldausrüster und hat eine eigene Flotte an Offshore-Bohrtürmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2018)

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