In einem Brief an Finanzminister Löger kündigte der frühere Siemens-Chef Peter Löscher seinen Rücktritt aus dem OMV-Aufsichtsrat an. Einem Bericht zufolge protestiert er gegen den Staatseinfluss auf den Energiekonzern.
Der Aufsichtsratschef des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV, der frühere Siemens-Konzernchef Peter Löscher, kritisiert den Plan der Regierung, den Staatseinfluss zu stärken, und will seine Funktion mit der OMV-Hauptversammlung 2019 abgeben. Das hat Löscher am Freitag in einem Brief an Eigentümervertreter Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) angekündigt, berichtete der "Kurier" auf seiner Website. Das Schreiben soll bereits allen OMV-Aufsichtsratsmitgliedern vorliegen, heißt es. Löscher protestiert in dem Schreiben dem Bericht zufolge gegen den Einfluss des Staates und das Ziel der Regierung, die Beteiligungen "wieder stärker unter direkte staatliche Kontrolle zu bringen".
Den 31,5-prozentigen Staatsanteil an der OMV hält für die Republik die Beteiligungsgesellschaft ÖBIB, die ja von einer GmbH zu einer AG werden soll. Finanzminister Löger hatte zuletzt gefordert, Unternehmen wie OMV oder die Telekom Austria wieder stärker unter staatliche Kontrolle zu bringen. "Wir steuern Richtung Österreich AG", sagte er der "Kronen-Zeitung". Er wolle eine offensive "Austria-First"-Strategie verfolgen - darauf bezieht sich auch ein Artikel im aktuellen "trend".
Er respektiere den Willen der Bundesregierung auch dann, wird Löscher aus seinem Schreiben an Löger vom "Kurier" weiters zitiert, "wenn ich zu der ordnungspolitischen und marktwirtschaftlichen Strategie, die hinter Ihrem Vorstoß liegt, nicht durchgehend Ihrer Auffassung bin", so der OMV-Aufsichtsratschef in dem Brief, über den davor auch die "SZ" schon online berichtete.
Löscher: Balance in Gefahr
Die Stärke des bisherigen österreichischen Modells beruhe auf der richtigen Balance von einem mittelbaren staatlichen Einfluss einerseits und der Einbindung "unabhängiger, wirtschaftserfahrener Persönlichkeiten an der Spitze von Aufsichtsgremien andererseits". Dadurch sei das Land attraktiv für Investoren geworden. Dies sei nun in Gefahr.
So sehr er den politischen Anspruch einer ökonomisch stärkeren Interessenswahrnehmung und staatlichen Beeinflussung der Bundesregierung nachvollziehen könne, "so sehr bin ich auch unternehmerisch geprägt", hält Löscher fest.
Der in Villach geborene Österreicher Löscher steht seit Juni 2016 an der Spitze des OMV-Aufsichtsrates. Davor war er von 2007 bis 2013 Vorstandschef des Münchener Siemens-Konzerns gewesen.
Löger will mit Löscher reden
Finanzminister Löger bedauert Löschers Entscheidung und will mit ihm kommende Woche ein Gespräch führen. Dabei wolle er ihm die Vorteile des geplanten Modells für die Staatsbeteiligungen zeigen.
Ja, sein Anspruch sei, dass die neue Staatsholding ÖBIB mehr Verantwortung übernehme und eine aktivere Rolle wahrnehme, ließ Finanzminister Löger am Freitag über seinen Sprecher zum Brief Löschers gegenüber ausrichten. Und es gehe nicht um "mehr staatliche Kontrolle", sondern um die Wahrnehmung der österreichischen Eigentümerverantwortung bei gleichzeitiger Absicherung unabhängiger Aufsichtsratsentscheidungen. Das neue Modell entspreche europäischen Benchmarks, so Löger.
Löscher habe sich große Verdienste im Aufsichtsrat der OMV erworben, betonte Löger: "Ich bedaure daher sehr, dass er seine Funktion niederlegt." Die Einladung zu einem persönlichen Gespräch für kommende Woche sei bereits im Vorfeld erfolgt.
(APA)