Culk: Halb zog er sie, halb sank sie hin

Culk: „Begierde/Scham“.
Culk: „Begierde/Scham“.(c) Sophie Löw
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Was heißt das englische Wort „culk“? Es ist ein Rätsel, und die junge Wiener Band dieses Namens liebt das Rätselhafte. Soeben hat sie ihren ersten Song (bei Siluh) veröffentlicht: „Begierde/Scham“.

Culk: „Begierde/Scham“. Seltsam, wie ein einziger Klang eine Erinnerung wecken kann. Hier ist es der erste Gitarrenakkord, er klingt (fast) genauso wie jener zu Beginn von „Love Will Tear Us Apart“ in der Version von Chuzpe. Das war eine Sternstunde des österreichischen Pops – und zugleich ein faszinierendes Bild widersprüchlicher Emotionen. Beides ist dieser Song auch.

Es geht offenbar um erotische Überwältigung hart an der Grenze zur Gewalt: „Er will, dass sie muss; sie tut es, ohne zu sehen“, singt Sophie Löw in ihrem eigentümlichen, Silben halb verschluckenden, von einem leichten s-Fehler geprägten Duktus, „Widerstand erstickt von der Wärme, die er ihr gibt.“ Schon ein Fall für #MeToo? Oder ein gefährliches Spiel? Das bleibt offen. Das Schlagzeug drängt und bremst zugleich; die Gitarre hat das letzte Wort, schon lang hat man kein so knappes und doch beredtes Solo auf diesem Instrument gehört. Gewaltig.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2018)

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