Kern erklärt sich: "Was passiert ist, war sicher nicht akzeptabel"

Noch-SPÖ-Bundesparteichef Christian Kern
Noch-SPÖ-Bundesparteichef Christian KernAPA/BARBARA GINDL
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Der Noch-SPÖ-Chef entschuldigt sich für den "daneben gegangenen Übergang" und betonte, die Partei habe einen "großen Fundus an starken Frauen, aber auch Männern".

Der scheidende SPÖ-Chef Christian Kern hat sich zum Abschied den Mitgliedern der Partei erklärt. In einem längeren Text würdigt er umfangreich seine eigenen Leistungen, entschuldigt sich für die Vorgänge der vergangenen Tage und erklärt seinen Wechsel nach Brüssel mit der Erkenntnis, dass andere Opposition "ebenso gut können" wie er. Doch er entschuldigt sich nicht nur schriftlich. Am Donnerstagabend räumte er in Vorarlberg vor Genossen ein: Der Übergang sei "daneben gegangen". Dennoch: Die SPÖ habe einen "großen Fundus an starken Frauen, aber auch Männern" für diese Chefposition.

An den Befindlichkeiten von ÖVP und FPÖ übte Kern in Vorarlberg scharfe Kritik. Die ÖVP sei vor allem an Macht interessiert. Es sei klar gewesen, dass "wenn jemand skrupelloserer als Reinhold Mitterlehner die Partei führt", diese dann mit den Freiheitlichen regieren werde. Bei der FPÖ seien die "Suppenhühner" vielleicht doch in größerer Menge vorhanden als in anderen Parteien. Es sei immer klar gewesen, "dass ich mit denen nicht in einem Boot sitzen möchte", stellte Kern klar.

Weiters schilderte der Alt-Bundeskanzler, er habe in den vergangenen Tagen "sehr wenig" geschlafen und bat um Verständnis für seine persönliche Entscheidung, in die Europa-Politik wechseln zu wollen. Er habe sie "gegen jede Emotion getroffen".

In seinem Schreiben an die Parteimitglieder wurde Kern noch deutlicher: "Was in den vergangenen Tagen konkret passiert ist, war sicher nicht akzeptabel. Mir selbst wäre ein geordneter Übergang natürlich viel lieber gewesen." Wiewohl das Geschehene nicht nur in seinem Einflussbereich zu suchen sei, übernehme er als Parteichef selbstverständlich die Verantwortung dafür - "Und möchte an dieser Stelle alle davon Betroffenen um Entschuldigung bitten".

Weiters versicherte er, nun mit ganzer Energie und größter Leidenschaft dafür zu kämpfen, dass die SPÖ bei der kommenden Europawahl Erster und die Sozialdemokratie in Europa gestärkt werde: "Unsere sozialdemokratische Bewegung hat eine große Vergangenheit - und eine große Zukunft", so Kern.

Portion Eigenlob

Bevor er das Schreiben mit einem "Freundschaft" schloss, zählte Kern noch seine Erfolge als Parteivorsitzender auf: Den Stimmenzuwachs bei der vergangenen Nationalratswahl lobte er als gegen den europäischen Trend, die Verjüngung der SPÖ schrieb er sich zu, ebenso das neue Parteiprogramm und das vor kurzem vorgelegte Migrationspapier. Es sei für ihn auch eine "riesige, unbeschreibliche Ehre und ein ganz besonderer Höhepunkt" in seinem Leben gewesen, "Vorsitzender dieser im besten Sinn einzigartigen Partei zu werden".

Für die weitere Oppositionszeit der SPÖ sieht Kern die Basis geschaffen - und zwar durch seinen "Plan A". Mit diesem verfüge die Partei über einen reichlichen Fundus an Ideen, der Österreich auch aus der Opposition heraus deutlich besser machen könne.

(APA/Red.)

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