Nachwuchs bei Neos: „Nicht ganz ideal, aber es ist, wie es ist“

„Wir können auch über uns lachen“, sagt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger.
„Wir können auch über uns lachen“, sagt Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Parteichefin Meinl-Reisinger freut sich auf das dritte Kind. In Karenz geht ihr Mann.

Wien. Im Postfach der Journalisten landete am frühen Freitagmorgen eine etwas kurzfristige Einladung: Neos-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, hieß es darin, wolle um zehn Uhr eine „sehr persönliche Erklärung“ abgeben. Mit den gleichen Worten haben zuletzt so einige Spitzenpolitiker zur Verkündung ihres Rücktritts geladen. Doch ein solcher wurde – ebenso wie ein Wechsel nach Brüssel – in der pinken Einladung ausgeschlossen.

Wenig später stand eine äußerst gut gelaunte Meinl-Reisinger auf der sonnigen Dachterrasse der pinken Parteizentrale. „Man sagt, es gibt nie den richtigen Zeitpunkt. Und wir können uns darauf einigen, dass es nicht der ideale Zeitpunkt ist. Aber es ist, wie es ist: Mein Mann und ich erwarten Anfang April unser drittes Kind“, sagte die 40-Jährige, die zwei Töchter im Volksschulalter hat. Geplant sei die Schwangerschaft nicht gewesen. „Aber wir können auch über uns lachen.“ Das war tatsächlich ein sehr persönliches Statement.

Selbst die Frage danach, ob ihr die Schwangerschaft bei der Übernahme der Partei, die erst drei Monate zurückliegt, bereits bekannt gewesen sei, beantwortete Meinl-Reisinger ohne Umschweife: Nein, als der bisherige Parteiobmann Matthias Strolz Anfang Mai seinen Rückzug aus der Politik ankündigte, „war ich noch nicht schwanger“. Sie sei im vierten Monat.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Österreich die Chefin einer Partei schwanger ist. Grünen-Frontfrau Eva Glawischnig wurde 2009, während sie die Partei führte, zum zweiten Mal Mutter. Erst kürzlich hat mit Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) eine Ministerin im Amt ihr erstes Kind zur Welt gebracht.

„Ich lege an Gewicht zu“

Bei den Neos soll trotz der überraschenden Schwangerschaft der Spitzenkandidatin alles weiter nach Plan verlaufen. „Jetzt bleibt alles beim Alten.“ Sie werde, so Meinl-Reisinger, in der kommenden Woche wie ursprünglich vorgesehen ins Parlament einziehen und nach der Partei auch den pinken Klub übernehmen. Erst „um den April“, also kurz vor und nach der Geburt, werde sie „einen Monat Auszeit“ nehmen. Dann wird der Ehemann der pinken Frontfrau, ein Richter, ein Jahr lang in Karenz gehen.

Insofern sei die Lücke, die sie in der Partei hinterlasse, nicht lang eine solche. Die Oppositionsarbeit – zumindest die der Neos – sei nicht geschwächt und das politische Gewicht weiter hoch. Und mit einem Augenzwinkern fügte Meinl-Reisinger hinzu: „Ich wachse sogar in den nächsten Monaten. Ich lege an Gewicht zu.“

Geschwächte Opposition?

Insgesamt, das gesteht auch die Neos-Chefin, sei es für die Opposition aber „nicht die beste Zeit“. Immerhin waren die Neos in den vergangenen Monaten die lauteste und vor allem konstanteste Oppositionspartei. Die Liste Pilz muss sich von den heftigen parteiinternen Turbulenzen erst wieder erholen. Die SPÖ ist nun, mit dem chaotischen Rückzug in Raten des Parteichefs Christian Kern, in einer veritablen Krise gelandet. „Aber ich kann halt nichts dafür, wie die SPÖ beinander ist“, so die Neos-Chefin. Die Roten würden Oppositionsarbeit einfach nicht beherrschen. „Man braucht dafür nicht immer einen Bihänder, manchmal braucht man auch ein Florett“, sagte Meinl-Reisinger in Anspielung auf Kern.

Bei ihrem Auftritt gestern brauchte Meinl-Reisinger weder Bihänder noch Florett – dafür aber einen zweiten Anlauf. Weil ein Fernsehteam einen Kameraausfall hatte, musste die Neos-Chefin ihre „sehr persönliche Erklärung“ gleich zwei Mal abgeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2018)

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