#WhyIDidntReport - Trump löst neue Protestwelle aus

Solidarisierung mit Christine Blasey Ford
Solidarisierung mit Christine Blasey FordAPA/AFP/GETTY IMAGES/ALEX WONG
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Die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford wirft Richter Brett Kavanaugh Nötigung vor. Der US-Präsident halt an dessen Nominierung zum Höchstrichter fest - und löst damit eine Welle an (digitalen) Bekenntnissen und Kritiken aus.

US-Präsident Donald Trump hat mit seinen Äußerungen über die Missbrauchsvorwürfe der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford gegen Richter Brett Kavanaugh heftige Proteste ausgelöst. Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport solidarisierten sich bereits zehntausende Frauen und Männer mit Ford. Auf Twitter teilten sie ihre persönlichen Missbrauchserfahrungen mit und legten offen, warum sie diese nicht zur Anzeige gebracht hatten. Auch die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten und Republikaners Ronald Reagan, Patti Davis, äußerte sich in einem Artikel in der "Washington Post".

Am Freitag hatte Trump in mehreren Tweets die Glaubwürdigkeit Fords infrage gestellt und den beschuldigten Richter erneut in Schutz genommen. Auf Twitter schrieb Trump, er habe keine Zweifel: "Sollte der Angriff auf Dr. Ford wirklich so schlimm gewesen sein, wie sie sagt, hätten schon damals entweder sie oder ihre liebevollen Eltern Anklage bei den örtlichen Strafverfolgungsbehörden eingereicht." Das 36 Jahre lange Stillschweigen der Frau ist einer der größten Kritikpunkte des Kavanaugh-Lagers.

Unter dem Hashtag werden nun Erklärungen für das lange Schweigen geliefert: Bereits zwei Stunden nach den Trump-Tweet war der Hashtag einer der weltweit am häufigsten verwendeten. In einem Tweet, der über 3000 Mal geteilt wurde, schilderte die Schauspielerin Ashley Judd: "Das erste Mal, als ich vergewaltigt wurde, war ich sieben. Ich habe es den ersten Erwachsenen erzählt, die mir begegnet sind. Sie sagten: Oh, er ist ein netter alter Mann. Er hat es nicht so gemeint. Als ich mit 15 wieder vergewaltigt wurde, habe ich es nur meinem Tagebuch erzählt."

Professorin bekommt mehr Zeit für Entscheidung

Trump hatte Kavanaugh als Richter für den Supreme Court vorgeschlagen. Der US-Senat muss die hochrangige Personalie bestätigen. Allerdings noch nicht so schnell, wie zunächst gedacht. Denn: Ford soll mehr Zeit bekommen, um sich zu deklarieren, ob sie eine offizielle Aussage gegen Kavanaugh machen will. "Ich habe Dr. Ford soeben eine weitere Fristverlängerung gewährt, damit sie sich entscheiden kann", schrieb der Vorsitzende des Justizausschusses im US-Senat, der Republikaner Chuck Grassley, in der Nacht auf Samstag auf Twitter. "Sie sollte sich entscheiden, damit wir weitermachen können. Ich möchte sie anhören." Wegen all der neuen Fristen, die man Ford gewährt habe, fühle er sich mittlerweile, "als ob ich im justiziellen Orchester die zweite Posaune spielen würde", fügte Grassley hinzu.

Der Senator hatte zunächst eine Frist bis Freitag, 22 Uhr (Ortszeit) gesetzt, bis zu der die Anwälte erklärten sollten, ob ihre Mandantin am Mittwoch nächster Woche vor dem Ausschuss aussagen will oder nicht. Andernfalls würde der Ausschuss bereits am Montag über die Bestätigung des Richters entscheiden. Ob es nun eine neue Deadline gibt und bis wann diese läuft, dazu äußerte sich Grassley nicht.

Die Ernennung des Supreme-Court-Richters ist in den USA ein großes Politikum. Die Nachbesetzung mit Kavanaugh könnte dem obersten Gericht - höchste Instanz in vielen relevanten gesellschaftlichen Fragen - auf viele Jahre ein konservatives Übergewicht geben. Die Demokraten wehren sich vehement gegen die Ernennung und versuchen, die Abstimmung dazu bis nach den Parlamentswahlen am 6. November zu verzögern. Sie hoffen, dann eine eigene Mehrheit zu haben und Kavanaugh in letzter Sekunde noch verhindern zu können.

(APA/dpa/Reuters)

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