CNN-Chef: „Fakt ist: Donald Trump interessiert das Publikum eben“

CNN-Chef Jeff Zucker.
CNN-Chef Jeff Zucker.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Wie CNN-Chef Jeff Zucker über die Tweets von US–Präsident Donald Trump denkt. Welche Fernsehmanager den Vorschlag eines „europäischen YouTube“ unterstützen. Und wie die Sorge um die Pressefreiheit die Runde macht. Ein Bericht vom Branchentreffen in Wien.

Viel war bei den 25. Medientagen von der Pressefreiheit die Rede. Und das nicht nur, weil mit CNN-Chef Jeff Zucker ein Medienmanager am Podium Platz nahm, der von Donald Trump in dessen Tweets besonders oft und scharf kritisiert wird. Auch der österreichische Sündenfall war Thema – die vom Innenministerium herausgegebene Empfehlung, „kritischen Medien“ Informationen quasi zu verweigern. Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) nutzte die Gelegenheit, um zu bekräftigen, dass an der Pressefreiheit „nicht zu rütteln“ sei – jegliche Einschränkung derselben sei „inakzeptabel“.

Die Nachricht vom Innenministeriums-Mail macht international die Runde. Auch Zucker hat davon gehört – und sieht ein internationales Problem. „Dass der US-Präsident Medien ständig unterstellt, sie würden Fake News verbreiten, ist problematisch.“ Er selbst könne damit umgehen. Sogar als Trump seinen Rücktritt forderte, habe ihn das kalt gelassen, sagt Zucker: „Das ist Teil seines Spiels. Dem muss man keine Bedeutung schenken.“ Trump sei ein schlechtes Vorbild: „Er gibt damit anderen Politikern in der Welt den Freibrief, es auch so zu machen wie er – in Russland, China oder Österreich. Ich glaube aber nicht, dass die USA und die freie Welt ohne eine freie und unabhängige Presse überleben können – sonst enden wir in Diktatur und Tyrannei.“

Auf den Einwand, dass die Medien – auch CNN – viel über Trump berichten und ihm so zur Präsidentschaft verholfen hätten, sagt er: „Trump hat den Umgang mit den Medien besser verstanden als seine Konkurrenten. Er hat viel Berichterstattung bekommen, weil er unterhaltsam und immer präsent war. Aber das ist nicht der Grund, warum er Präsident geworden ist.“ Trump ziehe Aufmerksamkeit auf sich: „Es gibt viel zu berichten, zu diskutieren. Fakt ist: Donald Trump interessiert das Publikum eben.“

Diskutiert wurde beim Branchentreffen auch über die Idee einer europäischen Digital-Plattform: ARD-Vorsitzender Ulrich Wilhelm wirbt derzeit für „eine Art europäisches YouTube mit Elementen von Facebook für den direkten Austausch mit den Nutzern sowie einer guten Suchfunktion“.

Gemeinsam gegen US-Plattformen

In Wien erhielt Wilhelm Unterstützung von ZDF-Chef Thomas Bellut: Allein werde kein Sender, kein Land die „Kraft haben, den US-Anbietern etwas entgegenzusetzen“. Doch es muss sich erst weisen, ob Private und Öffentlich-Rechtliche, TV-Sender und Verlage bereit sind, an einem Strang zu ziehen. ORF-Chef Alexander Wrabetz hält Wilhelms Idee für einen „tollen Vorstoß“ – und bastelt an einem ORF-Player, der erst später auch Privaten offenstehen soll. Kritik kam von Markus Breitenecker (ProSiebenSat1Puls4): „Wir werden scheitern, wenn wir glauben, jeder baut seinen eigenen Player und laden in Sonntagsreden andere ein, mitzumachen.“

DIE MEDIENTAGE

Tag zwei. Heute (27. 9.) sind u.a. Ex-„Bild“-Chef Kai Diekmann, Wolfgang Fellner („Österreich“), Rainer Nowak („Presse“) und Christian Rainer („Profil“) gemeinsam am Podium; Moritz von Laffert spricht über die Hochglanz-Marken von Condé Nast; EU-Kommissarin Věra Jourová spricht über das digitale Europa. Programm: www.medientage.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2018)

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