SPÖ-interne Kritik: „Thomas, du Bobo!“

Thomas Drozda.
Thomas Drozda. (c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Neuaufstellung der Partei bleibt weiter umstritten.

Wien. Nach den Umwälzungen an der SPÖ-Spitze herrscht vor allem in der steirischen Landespartei noch Unmut. Dafür hat die Ablöse des aus der Steiermark kommenden Bundesgeschäftsführers, Max Lerchers, durch den früheren Minister Thomas Drozda gesorgt.

Während der steirische Landeschef, Michael Schickhofer, die Kritik zuletzt meist in höfliche Worte verpackte, wurde die steirische Landtagsabgeordnete Michaela Grubesa auf Facebook recht deutlich. Grubesa ist Mitglied im SPÖ-Bundesparteivorstand und war eine jener steirischen Vertreterinnen, die sich bei Drozdas Nominierung der Stimme enthielten.

Es sei bitter, dass Lercher, der auch „einfache Menschen“ außerhalb der Wiener Ringstraße repräsentiert habe, gehen müsse, schreibt Grubesa. „Stattdessen arbeitet dort ab heute jemand, der sicher jedes große Shakespeare Zitat in fünf verschiedenen Sprachen auswendig kennt. Ein Akademiker im Anzug. Warum er einen Steirer in Jeans und Hoodie, der den Portier mit ,meine Verehrung‘ grüßt, ersetzen soll, kann der Großteil der Partei weder verstehen noch akzeptieren“, meinte die Abgeordnete.

Direkt an den neuen Bundesgeschäftsführer adressiert, hält sie fest: „Mit Verlaub, Thomas: Du bist ein Bobo! Aber hey, manche sind große Menschen, manche sind Menschen aus der großen Stadt.“

„Wir wollen auch etwas“

Aber auch in der großen Stadt ist die neue SPÖ-Führung nicht unumstritten. „Da kommt keine Jubelstimmung auf, nicht nur bei mir“, analysierte der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Chef, Michael Ludwig, die jüngsten Ereignisse in der SPÖ. Rendi-Wagner sei „sehr sympathisch, telegen und kompetent, jetzt muss sie auch auf die Leute zugehen“, sagt er. Die Wiener SPÖ sei als loyale Organisation bekannt, „aber wir wollen auch etwas“.

Der abgelöste SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Max Lercher, rief indes die Partei zur Geschlossenheit auf. Er werde „immer dort sein, wo die Partei mich braucht“. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ)
Innenpolitik

Peter Kaiser droht der Bundes-SPÖ mit Rückzug

Die SPÖ im südlichsten Bundesland fühlt sich von der Bundespartei schlecht behandelt. Der Grund: die Liste für die EU-Wahl. Kärnten hatte den Sohn des Landeshauptmanns als Spitzenkandidaten des Landes nominiert und einen wählbaren Platz gefordert.
Peter Kaiser ist verärgert
Innenpolitik

Verärgerter Kaiser lädt SPÖ-Spitze zur Aussprache nach Kärnten

Luca Kaiser, der Sohn von Kärntens Landeschef Peter Kaiser, steht wegen eines Tweets in der Kritik und wurde auf der EU-Kandidatenliste zurückgereiht. Sein Vater ist verärgert - und könnte seine bundespolitischen Funktionen zurücklegen.
SPOe-PRAeSIDIUMSSITZUNG: KAISER
Innenpolitik

SPÖ: Ein bisschen Reform und ein degradierter Kaiser

In entschärfter Form sollen Neuerungen des Parteistatuts kommen. Luca Kaiser darf nur auf Platz neun kandidieren. Sein Vater Landeshauptmann Peter Kaiser ist erzürnt.
SPOe-PRAeSIDIUMSSITZUNG / PRESSEKONFERENZ: RENDI-WAGNER
Innenpolitik

SPÖ: Statutenänderung ist durch - und Luca Kaiser rutscht nach hinten

Der Sohn des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser kommt Nummer neun auf der EU-Wahlliste - Kaiser senior ist nun verärgert. Die SPÖ beschloss zudem ein neues Parteistatut.
Klaus Luger
Innenpolitik

SPÖ-Stadtchef rügt SPÖ: Manche Ideen "an Grenze zur Idiotie"

Klaus Luger, Bürgermeister von Linz, kritisiert seine eigene Partei: "Vor allem müssen wir als SPÖ endlich aufhören, die Menschen zu bevormunden."

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.