Türkei: Razzia nach Überweisungen ins Ausland

(c) REUTERS (Murad Sezer)
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Die türkische Polizei nahm 280 Personen fest. Sie sollen 360 Mio. Euro in die USA geschafft haben.

Istanbul. In voller Montur und bis an die Zähne bewaffnet stürmten die Soldaten in den Nachtstunden ein Apartmenthaus in Istanbul: Die Bilder von der Razzia haben regierungsnahe Medien in der Türkei den ganzen Dienstag prominent platziert – wohl als Abschreckung. Nach der landesweiten Durchsuchung nahm die Polizei rund 280 Personen fest. Die Ermittler werfen ihnen Geldwäsche vor, zudem sollen sie Kontakt zu kurdischen, linken und islamistischen Extremisten halten. Die Verdächtigen sollen in vielen kleinen Tranchen umgerechnet 360 Millionen Euro aus dem Land geschafft haben – das Geld soll auf den Konten iranischstämmiger US-Bürger gelandet sein.

Die Bilder der Razzia kann die türkische Regierung derzeit doppelt gut gebrauchen. Zum einen hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan angesichts der schweren Finanzkrise mehr als einmal die Staatsbürger angehalten, keine Gelder ins Ausland zu schicken. Zum anderen sind regierungsnahe Kreise selbst in Geldwäsche-Vorwürfe verstrickt. Ein US-Gericht hat im Frühjahr den ehemaligen Vize der staatlichen Halkbank, Mehmet Hakan Attila, zu einer 32-monatigen Haftstrafe verurteilt. Die Vorwürfe wiegen schwer: Attila und der iranisch-türkische Geschäftsmann Reza Zarrab sollen mittels Goldgeschäften zwischen der Türkei und den USA die US-Sanktionen gegenüber dem Iran umgangen haben. Die Verurteilung Attilas hat eine bilaterale Krise zwischen Washington und Ankara ausgelöst. Ob die aktuelle Razzia mit der Verurteilung zusammenhängt, wollte man in Ankara nicht kommentieren. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2018)

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