Bayern München ist beim 1:1 gegen Ajax Amsterdam die schwächere Mannschaft und bleibt zum dritten Mal in Folge sieglos. Trainer Niko Kovac hat Erklärungsbedarf.
Es braucht nicht viel, damit beim FC Bayern München der Haussegen etwas schief hängt. Nach sieben Siegen in Folge, fünf davon ohne Gegentor, blieb man in den vergangenen beiden Bundesligaspielen vieles schuldig. Dem Heim-1:1 gegen Augsburg folgte drei Tage später das 0:2 bei Hertha BSC. Eine sportliche Ohrfeige, manch Kritiker wollte schon die erste kleine Krise unter der Führung von Coach Niko Kovac, der aus Frankfurt kam, erkennen. Nach dem 1:1 gegen Ajax in der Champions League ist diese Krise perfekt.
Amsterdam ist auf dem Papier kein klassischer Aufbaugegner, über die Favoritenrolle musste im Vorfeld der Begegnung Dienstagabend in München aber niemand diskutieren. Alles andere als ein Sieg des deutschen Rekordmeisters hätte nicht zur Beruhigung der Lage an der Säbener Straße beigetragen. Dass Ajax in der Qualifikation zur Königsklasse auswärts wie zuhause den österreichischen Pokal-Sieger Sturm Graz locker abgefertigt hatte, dürfte die Bayern im Vorfeld nicht weiter beunruhigt haben.
Technisch hervorragend gute Fußballer hatten die Niederländer stets in ihren Reihen gehabt, daran hat sich bis heute nichts geändert. De Ligt, Schöne, Blind, Zijech, Tadic – sie alle sind keine Mitläufer auf dem europäischen Parkett, bilden das Gerüst dieser talentierten Truppe. Mit Maximilian Wöber gehört auch ein Österreicher dem Team von Erik ten Hag an. Der 20-Jährige rutschte gegen Bayern in die Startelf, nachdem er in der laufenden Spielzeit bisher nur zu fünf Pflichtspieleinsätzen gekommen war.
Ajax agiert, Bayern reagiert
Aber konnten die Niederländer den deutschen Rekordmeister tatsächlich vor Probleme stellen, noch dazu in der Allianz Arena? Sie konnten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten – Ajax gewährte Bayern zu viele Räume – und der Führung durch Hummels nach Robben-Vorlage in der vierten Minute war es bald vorbei mit der Münchner Herrlichkeit.
Ajax, und das spürte man mit jeder fortlaufenden Minute, hatte nach einer Viertelstunde den Respekt abgelegt, begann selbst die Initiative zu ergreifen. Der Kovac-Elf fehlte es an Aggressivität im Spiel gegen den Ball, eine Verunsicherung war klar spürbar. Es schlichen sich Fehler ein, die vor eineinhalb Wochen in dieser Form nicht zu sehen waren. Die für den Gegner oft so erdrückende Souveränität der ersten Saisonwochen haben die Bayern zumindest vorübergehend verloren. Profiteur davon waren die Gäste aus Amsterdam. Mazraoui traf in der 22. Minute zum verdienten Ausgleich, auch, weil Alaba den Ball für Neuer unhaltbar abfälschte. Ajax blieb die bessere Mannschaft, hätte auch einen zweiten Treffer nachlegen können. Bayern enttäuschte vollauf. Der Abschluss des eingewechselten James in der 77. Minute war der erste Schuss nach knapp einer Stunde Offensivflaute. Nach 90 Minuten hatte Niko Kovac endgültig Erklärungsbedarf.
Ergebnisse von Dienstag
Gruppe E: Bayern München – Ajax Amsterdam 1:1, AEK Athen – Benfica Lissabon 2:3
Gruppe F: Hoffenheim (Grillitsch, Posch) – Manchester City, Lyon – Donezk 2:2.
Gruppe G: ZSKA Moskau – Real Madrid 1:0, Roma – Pilsen 5:0.
Gruppe H: Juventus Turin – Young Boys Bern (Schick) 3:0, Manchester United – Valencia 0:0.
("Die Presse", Printausgabe 03.10.2018)