Beim Nato-ukrainischen Luftwaffenmanöver "Clear Sky 2018" nehmen Abordnungen aus acht Nato-Ländern teil, von Belgien bis zu den USA. Es ist die erste militärisch-politische Geste dieser Dimension in der Ukraine in Richtung Russland.
In der Ukraine hat ein Luftwaffenmanöver begonnen, bei dem nach Angaben aus Fachkreisen, die von der Manöverleitung bestätigt wurden, zum ersten Mal Kampfflugzeuge auch aus dem Westen teilnehmen.
Demnach sind an der großen Übung "Clear Sky 2018" neben der ukrainischen Luftwaffe auch Piloten, Beobachter, Spezialisten und Bodenpersonal aus acht Nato-Staaten beteiligt - namentlich aus Belgien, Großbritannien, Dänemark, Estland, den Niederlanden, Polen, Rumänien und den USA. Rund die Hälfte der etwa 700 bis 1000 Teilnehmer seien aus dem Westen, heißt es, zudem seien Flugbasen in Polen eingebunden.
Das Manöver, das schon am Montag begonnen hat und bis 19. Oktober dauert, spielt sich im Westen der Ukraine in bzw. über den Regionen Winniza und Chmelnyzkyj ab. Ziel ist laut Pressesprechern die Erhöhung des Vorbereitungsniveaus von Piloten und die Erhöhung der Koordination mit Nato-Ländern bei gemeinsamen Operationen zum Schutz des Luftraums. Beim Fachmagazin "The Aviationist" wurde man deutlicher: Es gehe um Luft-Boden-Angriffe, taktische Luftunterstützung und Abfangeinsätze, dazu um Lufttransporte, Rettungsflüge und Pilotenbergungen.
Kalifornische "Eagles" bei ukrainischen "Fencers"
The Aviationist berichtet, dass sich die US-Delegation im Kern um mehrere schwere Luftüberlegenheitsjäger Typ F-15C "Eagle" von McDonnell Douglas bzw. Boeing drehe, die der 194. Kampfstaffel der California Air National Guard, Stützpunkt Fresno, angehörten. Die Adler, die ebenfalls erstmals ukrainischen Boden berührt hätten, sind demnach auf der Luftwaffenbasis Starokostjantyniw postiert, Heimatbasis der schweren Jagdbomber bzw. taktischen Bomber Suchoi Su-24 "Fencer" der 7. Taktischen Luftbrigade der Ukrainer.
Detaillierte Zahlen wurden indes nicht genannt und waren vorerst nicht eruierbar. Auf einem Foto sind jedenfalls vier Eagles zu sehen. Laut "Air Force Times" kamen die Amerikaner indes auch mit mindestens einem "Super Hercules"-Transporter, mehreren KC-135-Tankern von Boeing und einer MQ-9 "Reaper", einer bewaffneten Kampfdrohne.
Heuer im Juni waren zwar fünf US-Lufttanker zeitweise in die Ukraine verlegt worden, dazu ist bekannt, dass Aufklärungsdrohnen zumindest der USA (RQ-4 "Global Hawk" von Northrop Grumman) regelmäßig auch über der Ukraine fliegen, insbesondere über dem abtrünnigen Ostteil des Landes. Clear Sky 2018 ist dessen ungeachtet die erste demonstrative westliche Militärpräsenz dieser Art in der Ukraine, wo letztlich seit der Besetzung der Halbinsel Krim durch russische Streitkräfte 2014 und dem Konflikt in der Ostukraine, den Russland laut westlichen und ukrainischen Angaben schürt, eine Art Kalter Krieg mit Moskau herrscht.
Klares Zeichen in der Luft
Insofern wird die Nato-Luftwaffenpräsenz auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetrepublik als klares Zeichen der Unterstützung Kiews nicht nur ausgelegt, sondern in einer Presseerklärung der Übungsleitung auch so erklärt.
Die Ukraine ist kein formelles Nato-Mitglied, aber seit 1994 (so wie etwa auch Österreich) mit dem Westbündnis partnerschaftlich verbunden. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt mehr oder weniger niederschwellige militärische Aktivitäten von Nato-Militärs in der Ukraine: etwa die Entsendung von Militärberatern, Ausbildern, kleineren Übungskontingenten, Lieferung von Informationen und technischer Ausrüstung und Anlandung von Kriegsschiffen und Marineinfanterie.
(wg)