Österreich: Land der Quizzer, zukunftsreich

Thomas Böhm
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In Wien finden von Freitag bis Sonntag die Quizmeisterschaften statt. Das turniermäßige Quizzen gibt es in Österreich erst seit kurzem. Vor allem unter jungen Menschen steigt das Interesse rasant.

Welche Pflanzenart ist maßgeblich für den „Louche-Effekt“ verantwortlich? In welchem südamerikanischen Land ist Niederländisch die einzige Amtssprache?

Österreich, keine Frage, ist eine Quiznation. Wenn auch bisher eher eine passive. Da wird bequem daheim auf der Couch bei der Millionenshow mitgeraten, die seit gefühlten 20 – und tatsächlichen 18 (!) Jahren – im ORF läuft. Oder via App (es war einmal der „Quizduell“-Hype) sein Wissen getestet. Oder – haben Sie schon Silvesterpläne? – Trivial Pursuit bei Spieleabenden mit Freunden gespielt.

Das ist aber noch nicht alles. Denn in sehr kurzer Zeit ist in Österreich eine Quizzer-Szene entstanden, die in nationalen (und auch internationalen) Bewerben ihr Wissen unter Beweis stellt. Zulauf: Stark steigend. Ab Freitag (12.10) gastieren die österreichischen Quizmeisterschaften (die „QuizAustria“) mit mehreren Bewerben (siehe Infobox) in Wien. Dass es diese Meisterschaften – und auch sämtliche andere Quizturniere in Österreich – überhaupt gibt, ist einer engagierten Gruppe junger Innsbrucker zu verdanken, die 2016 den Österreichischen Quizverband gegründet hat (ÖQV). Schon länger, erzählt Astrid Rief, die mit Stefan Pletzer zu den Gründungsmitgliedern gehört, traf man sich zum wöchentlichen Pubquiz, „irgendwann sind wir draufgekommen, dass es in anderen Ländern nationale Vereine gibt, Weltmeisterschaften, sogar Olympische Spiele.“

"Es ist rasant schnell gegangen"

2016, dem Gründungsjahr des ÖQV, startete man also bei Null, führte Ranglisten ein, organisierte Quizformate und -turniere. Von Innsbruck ausgehend eroberte das Quizzen auf Vereinsebene nach und nach Österreich, vor allem in Wien und Graz hat sich ebenfalls eine Quizzerszene etabliert. „Es ist“, sagt Rief, „rasant schnell gegangen“. 150 Mitglieder zählt man heute – am Turnieren, aber auch bei den beliebten Pubquiz-Abenden von Innsbruck bis Graz nehmen freilich auch hunderte Nicht-Mitglieder teil. Die meisten sind junge Leute zwischen 20 und 40, der Anteil von Frauen und Männern ist in etwa ausgeglichen. Vorbild für die Gründung und Austragung der Turniere war Deutschland, wo die Quiz-Begeisterung mittlerweile ebenfalls stark ausgeprägt ist.

Denn auch in Deutschland gab es bis vor einigen Jahren weder Verein noch Turniere – die Bewegung vorangetrieben hat 2011, mit Anfang 20, Sebastian Klussmann. Der mittlerweile aus dem ARD-Quizformat „Gefragt - Gejagt“ bekannte Berliner hat den Deutschen Quiz-Verein (DQV) gegründet. „Ich war damals sehr verwundert, dass es das bei uns noch nicht gab“, sagt Klussmann. „Ich wollte, dass das Quizzen wie in anderen Ländern einen offiziellen Charakter bekommt. Ich habe da viel Potenzial gesehen“.

Langsamer Start in Deutschland

Anfangs allerdings eher nur Klussmann. Denn die ersten Jahre waren in Deutschland anders als bei uns „sehr frustrierend. Wir sind in den ersten Jahren nur sehr langsam gewachsen.“ Die vielen Flyer, die Klussmann bei diversen Pubquiz-Abenden verteilt hat, brachten dem DQV zunächst kaum Zulauf. „Die Hürde vom Pubquiz zur Teilnahme an einem Turnier war offenbar enorm.“

Nach schleppendem Beginn ist die Quiz-Szene in Deutschland heute sehr breit aufgestellt: Mittlerweile gibt es in Deutschland an 30 Standorten von Berlin bis Stuttgart regelmäßige Turniere – wie den Deutschland-Cup, ein monatlicher Wettbewerb, der zeitgleich in 25 bis 30 Städten stattfindet. Zum großen Durchbruch beigetragen hat zweifellos auch, dass Vereinsgründer Klussmann und andere Mitglieder wie Sebastian Jacoby, durch „Gefragt - Gejagt“ (aber auch andere TV-Formate) bekannt wurden. „Viele Leute haben unsere Namen gegoogelt und sind so auf den Quizverein gestoßen“, sagt Klussmann, der zu den weltweit besten Quizzern unter 30 Jahren zählt und deutscher Rekordnationalspieler bei der Quiz–EM ist.

Gefragt - Gejagt
Gefragt - Gejagt(c) ARD/Uwe Ernst


2011 noch, sagt Klussmann, war Deutschland im Quiz-Bereich „ein Entwicklungsland, Österreich nicht einmal auf der Landkarte“. Heute ist das anders: Bei der EM im November in Venedig stellt Deutschland das größte, Österreich – das 2016 noch gar nicht dabei war – das zweitgrößte Team, mit dabei ist auch die bekannte ehemalige Monoski-Fahrerin Claudia Lösch.

Zur EM wird Österreich also mit einem großen Team anreisen. "Was aber nicht heißt“, wie Rief sagt, „dass wir auch um den Titel mitspielen“. Da haben die großen Quiznationen – England, Belgien oder auch Estland – ob ihrer viel längeren Quizbegeisterung doch große Startvorteile. „Die sind aber“, sagt Klussmann, „sehr erstaunt und verwundert, wie viel sich bei uns getan hat.“

Junge Quizzer gesucht - und ältere

Wieso aber stellen sich immer mehr junge Menschen Quizturnieren, eignen sich – teils mit viel Aufwand – hobbymäßig Wissen an, das sie problemlos jederzeit im Internet nachlesen könnten? Nur allein mit der TV-Präsenz mancher (deutscher) Quizzer lässt sich die wachsende Begeisterung wohl nicht erklären. Wieso der Zulauf so groß ist, können sich die Quizzer – auch wenn sie sonst von Naturwissenschaften bis Sport sehr viel wissen – auch nicht so ganz erklären. Vielleicht hat es einfach einen Startschuss gebraucht, um die Österreicher – dem Vereinswesen ja generell nicht ganz abgeneigt – zum Vereins-Quizzen zu bringen.

Dass die österreichischen Meisterschaften in ihrem dritten Jahr (nach Innsbruck und Graz )in Wien  Halt machen, ist kein Zufall: Der ÖQV will hier die Werbetrommel rühren – und wünscht sich durchaus auch mehr Zuwachs unter den Über-40–Jährigen und sehr jungen Quizzern. In Deutschland sei die Quizzerszene altersmäßig viel breiter aufgestellt – hier gibt es auch eigene Alterskategorien für Jugendliche (U20) und Unter-30-Jährige.

Teilnahme noch möglich

Für das Teamquiz bei den österreichischen Meisterschaften am Samstag gibt es mittlerweile eine Warteliste – beim Paarquiz und Einzelquiz am Sonntag kann man aber (gegen Anmeldung: office@quizaustria.at) noch mitmachen. (Freilich auch ohne gleich dem Quizverband beitreten zu müssen.) Wie man im internationalen Vergleich abschneidet, kann man am Freitag testen (für Kurzentschlossene: Auch hier ist eine Teilnahme noch möglich). Da finden erstmals die Austrian Open statt: Die Teilnehmer beantworten (schriftlich und  wie bei allen Quiz-Bewerben ohne Auswahlmöglichkeiten) die selben Fragen wie die Teilnehmer in anderen Ländern.

Übrigens: Anis is die gesuchte Pflanze. Und: Suriname.

>>> Zum Österreichischen Quizverband

>>> Zum Deutschen Quiz-Verein

Die 3. Österreichischen Quiz-Meisterschaften finden von Freitag bis Sonntag in Wien (u.a. in der nachBAr in der Laudongasse 8, 1080 Wien.) statt.

An den Austrian Open am Freitag (18 Uhr) sowie am Einzel- und Paarquiz am Sonntag kann man gegen Anmeldung (office@quizaustria.at) noch teilnehmen. Für das Team-Quiz am Samstag (18 Uhr) gibt es eine Warteliste. Alle Infos unter: www.quizaustria.at

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