Heimstätte mit vielen Fragezeichen

Wiener Ernst-Happel-Stadion
Wiener Ernst-Happel-StadionREUTERS
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Das Nationalteam hat mit dem Wiener Ernst-Happel-Stadion eine Übereinkunft bis 2023. Sportminister Strache plädiert für ein neues Nationalstadion, der Ball liegt bei Bund und Stadt.

Wien. Nach viermonatiger Pause gastierte die österreichische Nationalmannschaft am Freitagabend in der Nations League gegen Nordirland wieder im Happel-Stadion. Durch eine Übereinkunft zwischen der Stadt Wien und dem ÖFB ist der Status des Prater-Ovals als Austragungsort von Partien des Teams bis Juni 2023 gesichert – und dennoch gibt es Fragezeichen. Sie drehen sich vor allem darum, was mit dem 50.865 Plätze fassenden Oval, das zuletzt für die Heim-EM 2008 um fast 40 Millionen Euro generalsaniert wurde, künftig passieren wird.

Im Zuge der nun schon seit vielen Jahren schwelenden Diskussion um ein neues Nationalstadion liegen inzwischen mehrere Varianten auf dem Tisch: eine umfassende Renovierung, einen Abriss samt Neubau an selber Stelle oder eine anderweitige Nutzung des Happel-Stadions, etwa als Freizeitimmobilie. In letzterem Fall würde es, sofern die Gelder dafür freigemacht werden, einen Neubau des Nationalstadions an einem anderen Ort geben.

Vizekanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) konkretisierte kürzlich gegenüber dem TV-Sender SchauTV seine Pläne. Etwa 400Millionen Euro soll die multifunktionelle Arena kosten, 180 Millionen davon sollen von einem privaten Investor kommen, den Rest würden sich Bund und Stadt Wien teilen. „Österreich braucht ein modernes Nationalstadion, das ist mir bewusst. Jedoch ist ein Nationalstadion kein Tennisplatz. Ein Stadion dieses Ausmaßes muss umfassend durchdacht sein“, sagte Strache. „Mir ist es wichtig, dass es für ein Nationalstadion – ob Neubau oder Umbau – ein Konzept und einen Businessplan gibt, wie die Sportstätte nicht nur für Fußball, sondern umfassender genützt werden kann und am besten 365 Tage im Jahr optimal ausgelastet sein könnte.“

Mit diesem Plan stößt Strache beim heimischen Fußballverband prinzipiell auf offene Ohren. „Eine multifunktionale Arena zu errichten, die nicht nur dem Fußball dienen soll, sondern neben anderen Events auch für andere Sportarten zur Verfügung steht, erhöht die Wahrscheinlichkeit wesentlich, dass sich das Projekt refinanzieren lässt“, sagte Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH. Knackpunkt sind die Kosten für den Neubau. „Das Thema Finanzierung muss von der Politik geklärt werden. Der ÖFB ist natürlich bereit, einen symbolischen Beitrag zu leisten, aber eine maßgebliche Finanzierung übersteigt unsere Möglichkeiten“, betonte Neuhold.

Die Frage der Finanzierung

Neben dem Bund ist also die Stadt Wien gefordert. Deren Sportstadtrat, Peter Hacker (SPÖ), ließ wissen, dass mit dem Sportminister „ein sehr gutes Gesprächsklima“ und die Einigkeit bestehe, „dass für eine etwaige ganzjährige Nutzung ein realistisches Gesamtbetriebskonzept notwendig ist, das vor allem auch Fragen der Finanzierbarkeit miteinschließt. Wir sind gern bereit, die Gespräche mit dem Büro des Vizekanzlers fortzusetzen, sobald ein solches Konzept vorliegt.“

Der ÖFB befindet sich in dieser Diskussion hauptsächlich in der Rolle des Beobachters, ist aber zumindest froh, für die nähere Zukunft die Garantie für Länderspiele im Happel-Stadion zu haben. Die im Juni fixierte Einigung war nämlich lang in Schwebe. „Aber jetzt haben wir die Übereinkunft für fünf Jahre und dadurch eine entsprechende Planungssicherheit“, sagte Neuhold.

Wie viele Länderspiele in diesem Zeitraum wirklich im Prater ausgetragen werden, ist allerdings noch offen. Vorerst geht es einmal um die Festlegung der Heimpartien in der EM-Qualifikation im kommenden Jahr. „Die Standortentscheidungen treffen wir nach der Auslosung (am 2. Dezember in Dublin; Anm.)“, erklärte Neuhold. Weitere mögliche Austragungsstätten sind die Stadien in Salzburg (letztes Länderspiel im August 2013), Klagenfurt (Juni 2018), Innsbruck (Juni 2018) und die neu umgebaute Generali-Arena in Wien, die beim 2:0-Testsieg gegen Schweden ihr ÖFB-Debüt erlebt hat. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2018)

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