Österreich besiegt Nordirland dank Arnautovic-Treffer

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Österreich besiegt Nordirland in Wien nach einem Treffer von Kapitän Marko Arnautovic mit 1:0 und wahrt damit alle Chancen in der Nations League. Die mäßige Leistung wirft jedoch Fragen auf.

Österreichs Fußballnationalmannschaft hat das zweite Spiel der Nations League im Happel-Stadion mit 1:0 gewonnen. Das Tor des insgesamt enttäuschenden ÖFB-Teams erzielte Marko Arnautovic in der 71. Minute.
Die erste mehr oder weniger wichtige Frage wurde noch vor dem Anpfiff beantwortet. Arnautovic trug trotz angeblicher Unmutsäußerungen aus dem ÖFB–Präsidium erneut die Kapitänsbinde, damit ersparte sich Teamchef Franco Foda etwaige mühsame Diskussionen nach dem Schlusspfiff. Foda zeigte vor diesem so wichtigen Spiel durchaus Experimentierfreudigkeit.

Der Deutsche stellte erstmals seit der Partie gegen Luxemburg im März von einer Dreierabwehr auf eine Viererkette um, gebildet wurde diese vom Innenverteidigerduo Sebastian Prödl und Martin Hinteregger, Stefan Lainer und Andreas Ulmer nahmen wie in Salzburg die Außenpositionen ein. Foda war sich sicher, dass das 4-3-3 in der Offensive, das sich in der Defensive in ein 4-4-2 verwandelte, „für diesen Gegner prädestiniert ist.“

Allerdings, dieses Spiel wollte unabhängig von sämtlichen Systemfragen nicht in die Gänge kommen. Österreich hatte sich vorgenommen, dominant aufzutreten, hatte auch mehr Ballbesitz, verstand aber viel zu wenig damit anzufangen. Es mangelte an Ideen, am Pass in die Tiefe, auch an Flankenläufen, welche die Nordiren konsequent vor Probleme hätte stellen können. Das Gespann auf der linken Seite mit Ulmer und Marcel Sabitzer erwies sich als Enttäuschung, hier machte sich das Fehlen von David Alaba bemerkbar. Im Grunde war keine klare rotweißrote Spielidee zu erkennen. Es fehlte vor allem an einem Kreativspieler im Zentrum, weil Peter Zulj nicht die richtigen Räume bediente und ihm meist erschreckend wenig einfiel.

Ein harmloser Schuss von Marcel Sabitzer (14.), dazu ein indirekter Freistoß von Arnautovic aus zehn Metern in die Mauer (18.), mehr hatte Österreich in der ersten Halbzeit nicht anzubieten. Und Nordirland? Die Gäste fanden offensiv quasi nicht statt und erfreuten sich der offensiven Harmlosigkeit der Österreicher. Dieses Spiel hatte sich nicht einmal die magere Kulisse von 22.300 Zuschauern verdient.

Ein Tor aus dem Nichts

Die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit genossen einen höheren Unterhaltungswert als die gesamte erste Halbzeit. Zunächst prüfte Paddy McNair mit einem Schuss Heinz Lindners Reflexe (47.), auf der Gegenseite kamen Arnautovic (49.) und Sabitzer (50.) einem Torerfolg nahe. Nach einem schweren Fehler Prödls verpasste Steve Davis nur knapp (52.). Als die Hoffnung genährt wurde, es könnte sich ein echtes Fußballspiel mit Chancen auf beiden Seiten entwickeln, folgte prompt die Ernüchterung.

Die Partie flachte rasant ab, Österreich drohte sich in seiner Gefahrlosigkeit zu verlieren, ehe plötzlich aus dem Nichts das entscheidende 1:0 fiel. Zulj schickte Arnautovic, der zum ersten Mal an diesem Abend seine Schnelligkeit ausspielen konnte – der Rest war Formsache für den England-Legionär, der nach dem Tor demonstrativ die Kapitänsbinde in die Höhe hielt und ein paar Wörter, wohl gen VIP-Tribüne an manche Landespräsidenten, richtete.

Österreich hatte in der Schlussphase auch das nötige Glück, als ein Kopfball von Will Grigg an die Stange prallte und von dort in die Arme Lindners sprang (84.). Mit dem Sieg hat das ÖFB-Team jedenfalls noch alle Chancen auf Platz eins in der Dreiergruppe, die weiterhin Bosnien-Herzegowina mit sechs Punkten anführt. Am Dienstag testet Österreich in Dänemark, im November beschließen die Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina (Wien, 15. November) und Nordirland (Belfast, 18. November) das Länderspieljahr.

("Die Presse", Printausgabe 13.10.2018)

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