"Verdammt noch mal": Trump attackiert General Motors

Donald Trump ist sauer auf GM-Chefin Mary Barra
Donald Trump ist sauer auf GM-Chefin Mary Barra AFP (NICHOLAS KAMM)
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Die geplante Streichung Tausender Arbeitsplätze und mögliche Schließung mehrerer Werke beim größten US-Autobauer General Motors bringt Präsident Donald Trump in Rage.

US-Präsident Donald Trump  reagierte äußerst verärgert auf die Ankündigungen des GM-Managements, erheblich Stellen abzubauen, und drohte mit Konsequenzen. "Sie sollten dort verdammt noch mal schnell eine neue Fabrik eröffnen", sagte Trump dem "Wall Street Journal" zum bevorstehenden Aus eines großen Standorts im Bundesstaat Ohio. Er habe GM-Chefin Mary Barra bei einem Gespräch am Sonntag erklärt, sie habe "ein Problem", sollte das Werk dauerhaft geschlossen bleiben. Er habe Barra außerdem aufgefordert, die Autoproduktion in China zu stoppen. Vor Reportern in Washington erklärte Trump, die USA hätten viel für GM getan - und man sei in der Lage, großen Druck auf den Konzern mit Hauptsitz in Detroit auszuüben. 

Für Trump kommen die Pläne von GM zur Unzeit. Der von ihm angezettelte Handelsstreit mit China und die Schutzzölle auf Stahl setzen der amerikanischen Wirtschaft zu. Im Wahlkampf hatte Trump seinen Anhängern noch versprochen, Arbeitsplätze in die USA zurückzubringen und Amerika 'wieder groß' zu machen. So sagte der Republikaner im Juli 2017 in einer Rede in Youngstown im US-Bundesstaat Ohio, die Jobs in der unter hoher Arbeitslosigkeit leidenden Region kämen "alle zurück". Die Anwohner sollten nicht wegziehen. "Verkauf dein Haus nicht", empfahl Trump damals. 20 Autominuten entfernt von Youngstown liegt Lordstown - mit einer GM-Fabrik, die nun stillgelegt werden soll.

Zu Reportern sagte Trump, er sei nicht glücklich mit der Entscheidung des Konzerns und habe dies GM-Chefin Mary Barra auch mitgeteilt. Sie habe ihm versichert, dass die Maßnahme nichts mit den jüngst verhängten Schutzzöllen zu tun habe. Der Beschluss sei dagegen auf sinkende Absatzzahlen zurückzuführen. Trump riet GM daraufhin nach eigenen Angaben, ein Auto auf den Markt zu bringen, das sich gut in den USA verkaufe. Darauf ging GM zunächst nicht ein. Das Unternehmen hatte zuvor bereits darauf verwiesen, dass es andere Standorte in Ohio habe, darunter ein Getriebewerk in Toledo und ein Metallzentrum in Parma.

Umbau zur rechten Zeit

General Motors hatte angekündigt, die heimische Produktion zu drosseln und deshalb Personal entlassen sowie einige Fertigungsstätten dichtmachen zu wollen. Als Hauptgründe gelten der schwächelnde US-Absatz bei kleinen Pkw und gestiegene Materialkosten. Wichtige Vorprodukte für die Autoindustrie wurden aber etwa auch durch die von Trump selbst eingeführten Sonderzölle auf Stahl teurer.

Das Sparprogramm soll GM fit für die Zukunft machen und die Kosten drastisch senken. Barra begründete es mit der Notwendigkeit, sich verändernden Marktbedingungen anzupassen. Auch GM muss Milliarden in den Ausbau der Elektromobilität stecken. Erzrivale Volkswagen hatte kürzlich einen riesigen Investitionsplan aufgesetzt, die japanischen und südkoreanischen Konkurrenten sind ebenfalls im Rennen. Das Geld hierfür müssen die Autokonzerne zusätzlich verdienen und teils an anderen Stellen einsparen. Es gehe darum, "das Unternehmen für langfristigen Erfolg zu positionieren", verkündete Barra.

GM will verkaufsschwache Modelle einstellen und sich künftig stärker auf innovative Bereiche wie E-Autos und das autonome Fahren konzentrieren. Ein tiefgreifender Umbau sei nötig, erklärte Barra. In den USA und Kanada könnten bis Ende 2019 fünf Werke geschlossen werden - rund 6.000 Arbeiter würden dann ihre Jobs verlieren. Zudem soll der Betrieb in zwei internationalen Werken eingestellt werden.

Aus dem chronisch defizitären Europa-Geschäft mit der deutschen Ex-Tochter Opel und der britischen Marke Vauxhall hatte sich GM schon 2017 verabschiedet. Letztlich musste der US-Konzern beim Verkauf an die französische PSA-Gruppe hier 6,2 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden . Euro) draufzahlen.

15 Prozent der Jobs fallen weg

GM steuere rechtzeitig um, bevor die Autokonjunktur zurückgehe, sagte Autoanalyst Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI. "Besser ich reagiere heute, wo ich das Geld dafür habe und warte nicht, bis der Steuerzahler mich wieder raushauen muss." GM war vor etwa zehn Jahren in die Pleite gerutscht und musste vom Staat gestützt werden.

In der Zwischenzeit hat sich der US-Konzern berappelt und steht besser da als der direkte heimische Rivale Ford. Für den Umbau zu einem Anbieter von Elektromobilität will GM die Produktion in insgesamt fünf wenig ausgelasten Werken auslaufen lassen, weil die Nachfrage nach Pkw in den USA schrumpft. Die Amerikaner stellen sich lieber Pick-ups mit offener Ladefläche oder SUVs in die Garage. An den meist größeren Wagen mit mehr Leistung und Ausstattung verdienen die Hersteller auch mehr.

Insgesamt 8000 Beschäftigte oder 15 Prozent der Belegschaft sollen das Unternehmen verlassen, jede vierte Managerstelle fällt weg. Bis Ende 2020 will der frühere Opel-Mutterkonzern jährlich sechs Milliarden Dollar einsparen. Die Kosten sollen dabei um 4,5 Milliarden Dollar sinken, die Investitionen von 8,5 auf sieben Milliarden Dollar im Jahr heruntergefahren werden. Das sei möglich, weil die Investitionen in neue Gelände- und Lastwagen schon abgeschlossen seien, erklärte Barra. Den Aufwand für die Restrukturierung bezifferte GM auf 3,0 bis 3,8 Milliarden Dollar, die überwiegend in diesem und im nächsten Quartal anfielen. Die Gewerkschaft der US-Automobilarbeiter UAW kündigte entschiedenen Widerstand an.

Alle großen Autobauer investieren derzeit massiv in Elektromobilität und selbstfahrende Autos. Der weltgrößte Autokonzern Volkswagen etwa will bis 2023 knapp 44 Milliarden Euro ausgeben, um den Konzern umzupolen. Im Gegensatz zu GM soll das weitgehend ohne Stellenstreichungen über die Bühne gehen. Da beim Bau von Elektroautos weniger Arbeitsschritte nötig sind, wird über kurz oder lang aber auch bei Volkswagen die Zahl der Arbeitsplätze sinken.

(APA/dpa)

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