Kanzler Kurz besuchte Somali-Region. 1,5 Mio. Euro für Nahrungsmittelhilfe.
Jijiga. Dicht an dicht stehen die Hütten inmitten der felsigen Hügellandschaft. Manche sind aus Wellblech und Holz notdürftig zusammengezimmert worden. Andere bestehen aus einem Gestell aus Zweigen, über das Plastikplanen gespannt worden sind. Sie haben die Rundform der Zelte, die für die Nomaden in der Somali-Region im Osten Äthiopiens so typisch sind. Ihre Bewohner aber ziehen nirgendwo mehr hin: Sie haben alles verloren, sind Vertriebene im eigenen Land. Im Flüchtlingslager Qoloji 2 werden sie mit dem Nötigsten versorgt.
Das Camp liegt in der Somali-Region, der ärmsten Äthiopiens, nahe der Grenze zur Region Oromia. Seit Jahren gibt es dort Konflikte zwischen den Volksgruppen Somali und Oromo um Weide- und Ackerland. Die lang anhaltende Dürre hat die Lage noch verschärft. Qoloji 2 wurde errichtet, als die Kämpfe im Sommer 2017 eskalierten. Alle rund 37.000 Menschen hier sind Somali, die aus Oromia verjagt wurden. Es gibt noch ein zweites Camp, Qoloji 1, in dem 27.000 Menschen leben. Die gesamte Somali-Region beherbergt mehr als eine Million Binnenvertriebene.
Das World Food Programme (WFP) ist bei der Versorgung der Menschen an seine Grenzen gestoßen. Aufgrund knapper Mittel hat die UN-Organisation die Nahrungsmittelrationen immer wieder kürzen müssen. Bundeskanzler Sebastian Kurz, der das Camp am Samstag zum Abschluss seiner Afrika-Reise besuchte, kündigte deshalb zusätzliche Hilfe von 1,5 Millionen Euro für das WFP an. Und: Man werde die Zusammenarbeit mit der Somali-Region noch weiter vertiefen.
Neuer Regionalpräsident
Das ist nun möglich, weil sie mit Mustafe Muhumad Omer einen neuen Präsidenten hat. Dessen Vorgänger Abdi Mohamed Omer, genannt „Abdi Illey“, sitzt inzwischen wegen Menschenrechtsverbrechen im Gefängnis. Er hatte die Region diktatorisch regiert und die Konflikte zwischen den Volksgruppen bewusst befeuert. Weil es unter seiner Herrschaft Unregelmäßigkeiten gab, hatte Österreich seine Hilfe für das Gesundheitssystem in der Region vor einigen Jahren eingestellt.
Mustafe Omer will die Konflikte nun beenden und eine Lösung für die Binnenvertriebenen finden. Gleichzeitig sei es dringend notwendig, die Region zu entwickeln und Jobs zu schaffen, sagte er nach einem Gespräch mit Kurz. „Denn viele junge Menschen verlassen diese Region wegen Armut und mangelnder Arbeitsmöglichkeiten.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2018)