Landau kritisiert Asyl-Verweigerung für Geschleppte als "unanständig"

Die Presse
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"Wer in Europa Schutz sucht, muss diesen Schutz finden können, und die Grenzen Europas dürfen keine Grenzen des Todes sein", lautet Landaus Standpunkt.

Die Vorschläge der Regierung zum Umgang mit Asylwerbern ärgert die Caritas. Flüchtlingen, die durch Schlepper nach Europa gelangt sind, kein Asyl zu gewähren, ist für Präsident Michael Landau unanständig. Ohne faire Verfahren zwinge die Regierung Menschen in die Hände der Schlepper und wolle sie zugleich dafür bestrafen, sagte er im APA-Interview. "Wer in Europa Schutz sucht, muss diesen Schutz finden können, und die Grenzen Europas dürfen keine Grenzen des Todes sein", lautet Landaus Standpunkt.

"Im Gegenzug erwarte ich von Schutzsuchenden die Bereitschaft, sich einzugliedern und sich an die Gesetze zu halten. Das sind aus meiner Sicht klare Spielregeln." Ebenso müsse aber auch klar sein, dass Flucht kein Verbrechen und ein Generalverdacht gegen schutzsuchende Menschen eine Missachtung der Menschwürde sei.

Wer Schleppern das Handwerk legen will, müsse die Hilfe vor Ort ausweiten und legale Wege, wie Resettlement, auch umsetzen. "Die Bundesregierung ist hier die Ergebnisse schuldig geblieben", verweist der Caritas-Präsident auf das Koalitionsabkommen. "Wenn die Bundesregierung Menschen, die auf verzweifelter Herbergssuche sind und vor Krieg und Verfolgung fliehen, nicht mehr helfen und keinen Schutz mehr gewähren will, wäre es zumindest ehrlicher, das offen zuzugeben."

"Hausordnungen sind sinnvoll"

Im Zuge von Verhaltensregeln Asylwerber in Quartieren festzuhalten ist für Landau kein gangbarer Weg. "Hausordnungen sind sinnvoll, deshalb gibt es sie schon heute in allen unseren Einrichtungen", meint er dazu. "Und gerade wo es um Jugendliche geht, halte ich es für ganz wichtig, dass die Caritas, wie auch das Rote Kreuz, wie auch SOS Kinderdorf sich genau an die Bestimmungen des Jugendschutzes der jeweiligen Länder halten. Das tun wir selbstverständlich."

Das Problem für Landau ist aber, "dass man manchmal den Eindruck gewinnt, die politisch Verantwortlichen sagen Hausordnung und meinen Stacheldraht, Securitys und scharfe Wachhunde. Das ist keine Hausordnung, das sind gefängnisähnliche Zustände". Die kirchliche Position zum Thema Flucht sei jedenfalls klar: "Asyl ist Heiliges Recht und wir sollten dieses Heilige Recht auch in Österreich künftig achten."

Kardinal Schönborn fordert mehr humanitäres Bleiberecht

Auch Kardinal Christoph Schönborn äußerte sich am Sonntag zum Thema Migration: Bei gut integrierten Menschen - wenn etwa die Kinder schon lange in die Schule gehen oder es Berufschancen gibt - solle es eine häufigere Anwendung des humanitären Bleiberechtes statt Abschiebungen gebe, so die bereits am Samstag im ORF Niederösterreich geäußerte Bitte des Kardinals.

Natürlich gelte es zu prüfen, ob tatsächlich Asylgründe vorliegen und er habe hier auch grundsätzlich Vertrauen in die österreichischen Behörden. Es sei aber nicht akzeptabel, dass Asyl grundsätzlich infrage gestellt wird.

(APA)

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