USA und EU stellen sich hinter die Opposition und Parlamentspräsident Guaido: Der will Machthaber Maduro stürzen. Maduro hat die Unterstützung Russlands und der Türkei.Bei Unruhen starben mindestens 13 Menschen.
Venezuela wird zunehmend zum Spielball der Großmächte: Nachdem die USA und die EU die Opposition rund um Parlamentspräsident Juan Guaidó offen unterstützt haben, meldeten sich gleich auch Russland und die Türkei zu Wort - und stellten sich hinter Präsident Nicolás Maduro.
Die Ereignisse "zeigen klar die Haltung der progressiven internationalen Gemeinschaft gegenüber dem internationalen Recht, der Souveränität und der Nicht-Einmischung in die innenpolitischen Angelegenheiten eines Landes, in dem sie einen Machtwechsel anstreben", erklärte die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa.
Deutlicher noch reagierte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Er versicherte Maduro telefonisch seine Unterstützung. "Bruder Maduro, halte den Kopf hoch, die Türkei bleibt an deiner Seite", habe Erdogan seinem venezolanischen Kollegen gesagt, erklärte Präsidentschaftssprecher Ibrahim Kalin. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu betonte im Sender A Haber, Maduro sei vom Volk gewählt. Es sei eine "seltsame Situation", dass sich der Parlamentschef zum Präsidenten erkläre.
Maduro und Erdogan pflegen seit Jahren ein enges Verhältnis. Beide stehen wegen ihres Umgangs mit der Opposition im Visier der Kritik. Der türkische Staatschef hatte Venezuelas Präsidenten bereits bei einem Besuch in Caracas im Dezember seine Unterstützung versichert.
"Unterstützung demokratischer Kräfte"
In Venezuela spitzt sich die Lage täglich zu: Erst am Mittwoch hatte sich der oppositionelle Parlamentspräsident Juan Guaidó bei Massenprotesten gegen Maduro zum Interimspräsidenten erklärt. Er erhielt umgehend die Unterstützung von US-Präsident Donald Trump und einer Reihe lateinamerikanischer Staaten. EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärte, er setze auf eine einheitliche Position der EU-Mitgliedstaaten zur "Unterstützung der demokratischen Kräfte" in Venezuela.
Am Montag war ein Aufstandsversuch von 27 Soldaten gegen Maduro gescheitert. Die Situation in dem Land hatte sich seitdem verschärft. Bei Protesten und Unruhen kamen am Dienstag und Mittwoch nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Beobachtungsstelle für soziale Konflikte (OVCS) mindestens 13 Menschen ums Leben.
Maduro hatte am 10. Jänner offiziell seine zweite Amtszeit angetreten. Der größte Teil der Opposition hatte die Präsidentschaftswahl vom Mai 2018 aber boykottiert und erkennt das Ergebnis ebenso wenig an wie die EU, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder.
"Nie wieder Hinterhof der USA"
Derweil stellten sich Mexiko und die sozialistischen Regierungen in Kuba und Bolivien hinter Maduro. "Wir werden nie wieder der Hinterhof der Vereinigten Staaten sein", erklärte der bolivianische Präsident Evo Morales mit Blick auf Washington. Mit Spannung wurde erwartet, ob sich Papst Franziskus auf dem Weltjugendtag in Panama zu der schweren Krise in Venezuela äußern würde. Das Wort des Kirchenoberhaupts hat im katholisch geprägten Lateinamerika großes Gewicht.
(APA/AFP/Reuters/dpa)