Staatschef Nicolas Maduro wirft den USA vor, einen "Staatsstreich" in seinem Land zu organisieren. Die Vertretung der Vereinigten Staaten, die den selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaido unterstützen, rät ihren Bürgern zur Ausreise.
Der Machtkampf in Venezuela hat zu einer offenen Konfrontation zwischen Caracas und Washington geführt. Der venezolanische Staatschef Nicolas Maduro warf den USA am Donnerstag vor, einen "Staatsstreich" in seinem Land zu organisieren. Die USA, die den selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaido unterstützen, kündigten an, ihre Diplomaten teilweise aus Venezuela abzuziehen.
Der Reihe nach: Der venezolanische Präsident Maduro hatte den US-Diplomaten bis Sonntag Zeit gegeben, das südamerikanische Land zu verlassen, nachdem am Mittwoch US-Präsident Donald Trump Parlamentschef Guaido als legitimen Interims-Präsidenten Venezuelas anerkannt hatte. US-Chefdiplomat Mike Pompeo betonte am Donnerstag erneut, dass die USA der Anweisung von Maduro zum Abzug aller Diplomaten nicht folgen würden. Die US-Botschaft in Caracas bleibe geöffnet, hieß es aus dem US-Außenministerium.
Die Vertretung empfahl US-Bürgern in Venezuela jedoch, eine Ausreise "dringend in Betracht zu ziehen" solange es noch Linienflüge gebe. Wer sich zum Bleiben entscheide, solle ausreichende Vorräte anlegen. Notfall-Hilfe für US-Bürger sei nur mehr eingeschränkt möglich.
26 Menschen bei Protesten verstorben
Venezuela steckt seit Jahren in einer politischen und wirtschaftlichen Krise. Seit einem gescheiterten Aufstand von Nationalgardisten am Montag hat sich die Lage kontinuierlich verschärft. Bei Protesten gegen Maduro und Unruhen wurden laut der Nichtregierungsorganisation Beobachtungsstelle für soziale Konflikte seit Wochenbeginn 26 Menschen getötet.
Nach den USA, Kanada und mehreren lateinamerikanischen Staaten wie Argentinien, Brasilien, Chile und Kolumbien stellte sich auch Deutschland auf die Seite des Oppositionsführers. "Wir sind nicht neutral, wir stehen auf der Seite von Guaido", sagte der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD) dem deutschen Auslandsfunk "Deutsche Welle". Er habe "große Probleme", die Wiederwahl Maduros anzuerkennen, so Maas. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte, es seien "freie und glaubwürdige Wahlen" in Venezuela nötig.
Das venezolanische Militär gab indes Amtsinhaber Maduro Rückendeckung. Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino sprach von einem "Staatsstreich" - ebenso wie Maduro selbst, der ankündigte, die Botschaft seines Landes und alle Konsulate in den USA zu schließen. Washington wies das Ultimatum zunächst zurück. Am Donnerstag ordnete das US-Außenministerium aber an, dass alle nicht dringend benötigten US-Diplomaten den südamerikanischen Krisenstaat verlassen sollten. Kurz zuvor hatten acht venezolanische Generäle ihre "Loyalität" und ihren "absoluten Gehorsam" gegenüber Maduro bekräftigt.
Russland, China, Kuba und Mexiko auf Maduros Seite
Die USA hielten umgehend dagegen: "Das Regime des früheren Präsidenten Nicolas Maduro ist illegitim", bekundete US-Außenminister Pompeo. "Wir betrachten daher alle seine Erklärungen und Handlungen als illegitim und ungültig." Für Samstag forderten die USA ein Krisentreffen des UNO-Sicherheitsrats.
Russland, China, Kuba und Mexiko stellten sich hingegen hinter Maduro. Kreml-Chef Wladimir Putin sagte seinem venezolanischen Amtskollegen in einem Telefonat seine Unterstützung zu. Er warnte ebenso wie Venezuelas Verbündeter China vor einer ausländischen Intervention in Venezuela.
Auif einen Blick
Juan Guaido hatte am Mittwoch erklärt, er übernehme übergangsweise das Präsidentenamt, "um die Usurpation zu beenden, eine Übergangsregierung einzusetzen und freie Wahlen abzuhalten". Der 35-Jährige war Anfang Jänner zum Präsidenten der von der Opposition beherrschten Nationalversammlung gewählt worden, die von Nicolas Maduro entmachtet wurde.
Maduro hatte am 10. Jänner offiziell seine zweite Amtszeit angetreten. Der größte Teil der Opposition hatte die Präsidentschaftswahl vom Mai 2018 aber boykottiert und erkennt das Ergebnis ebenso wenig an wie die EU, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder.
(APA/AFP/Reuters/dpa)