Subtiler Wahlkampf am Jägerball

„Wir sind in friedlicher Absicht hier“: Die Tiroler hatten in diesem Jahr den Ehrenschutz über den 98. Jägerball inne.
„Wir sind in friedlicher Absicht hier“: Die Tiroler hatten in diesem Jahr den Ehrenschutz über den 98. Jägerball inne. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Etliche Türkise, ein paar Schwarze und Neos, dazu noch viele Junge und Gäste aus den Bundesländern - fertig war Wiens unkompliziertester Ball.

First come, first served. Kaum hatte der Einlass begonnen, stand Karoline Edtstadler schon im Foyer der Hofburg – umringt von Fotografen, Kameraleuten und Journalisten. Ein Foto mit Niederösterreichs Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner, ein Foto mit Ex-Vizekanzler Josef Pröll. Ein Statement hier, ein Statement da.

Ihr vierter Ball sei das heuer, sagt die EU-Kandidatin der ÖVP, doppelt so viele werden folgen. Und sie hoffe sehr, dass sie heute zum Tanzen aufgefordert werde. Im Vorjahr war sie hier schon mit ihrem tänzerischen Können aufgefallen – kein Vergleich jedoch zum Rummel um sie in diesem Jahr. Othmar Karas kam eine Dreiviertelstunde später. Der Medientross war da schon weitergezogen – und jene Medienvertreter, die noch da waren, nahmen nicht wirklich Notiz von ihm.

Möglicherweise ist der Jägerball ohnehin nicht ganz das Revier von Othmar Karas. Am Montag war er sehr türkis geprägt – mit Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Finanzminister Hartwig Löger. Und der blassblauen Außenministerin, Karin Kneissl. Es gab – neben Karas – allerdings auch noch ein echtes schwarzes Kaliber: den Tiroler Landeshauptmann, Günther Platter. Sein Land hatte dieses Jahr den Ehrenschutz inne. „Wir sind in friedlicher Absicht hier“, sagte Platter bei seiner Eröffnungsrede. Auch wenn Andreas Hofer von Wien verraten worden sei, man sei heute gern hier.

Auch die Neos waren recht zahlreich vertreten: Vizeparteichef Nikolaus Scherak, Wiens Landesparteichef Christoph Wiederkehr, Junos-Chef Douglas Hoyos. Und auch ein paar Sozialdemokraten waren da: Ex-Sozialminister Rudolf Hundstorfer („Es geht mir blendend“), Wiens Wirtschaftsstadtrat, Peter Hanke, ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer.

Der Jägerball ist der wahrscheinlich unkomplizierteste der großen Wiener Bälle – und der jugendlichste. Gern posierte Johanna Mikl-Leitner an diesem Abend mit ihrer debütierenden Tochter Anna. Auch Josef Pröll folgt jedes Jahr dem Motto „Bring your family“. Sonstige Fixstarter: Dompfarrer Toni Faber, Schauspielerin Kristina Sprenger, Christoph und Eva Dichand, Sigi Wolf, Wolfgang Rosam.

Ebenfalls Stammgast hier: der stets frisch-fröhliche Ex-Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich. Möglicherweise auch der Grund dafür, wieso er bisher alle Umwälzungen in der ÖVP, auch jene von Schwarz zu Türkis, überlebt hat: Der Burgenländer sitzt nach wie vor im Nationalrat nebenan.

Auf Besucher aus den Bundesländern übt der Jägerball überhaupt eine große Anziehungskraft aus. So bunt gemischt österreichisch ist wahrscheinlich auch sonst kein Wiener Ball. Die Schützen und Musiker, die die Eröffnung gestalteten, sorgten dieses Mal für einen Fokus auf die Tiroler Tracht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.01.2019)

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