Die Präsidentin mit dem Wischmopp

Nationalratspräsidentin Prammer spielt lieber rote Parteisoldatin für Fischer, statt der Regierung beim Budget Dampf zu machen.

Barbara Prammer übt schon für die Bundespräsidentenwahl 2016. Ganz staatsmännisch gab sich die Nationalratspräsidentin am Dienstag im fast denkwürdigen Interview mit der Austria Presse Agentur: „Fatales Signal an die Bevölkerung“, „demokratiepolitisch äußerst schädlich“, jammerte sie.

Worüber sich Prammer so besorgt zeigte? Falsch! Nicht darüber, dass der schwarze Finanzminister Pröll dem Hohen Haus die Budgetdaten wie von der Verfassung vorgesehen statt heuer im Oktober erst mit monatelanger Verzögerung liefern will. Sie lamentiert, dass ach so böse ÖVP-Politiker aufrufen, bei der Hofburg-Wahl weiß zu wählen.

Realisten werden nun sagen, Prammer nimmt halt zur Kenntnis, dass das Parlament beim Budget notgedrungen warten muss, bis sich SPÖ und ÖVP zusammenraufen. Allerdings: Wirklich starke Frauen, wie sie Prammer als rote Ex-Frauenchefin gern sähe, hätten Bundeskanzler und Finanzminister beim Budget Beine gemacht, statt rote Parteisoldatin für Bundespräsident Fischer zu spielen.

Es gibt nicht nur Männer als Schlappschwänze. Es gibt anno 2010 auch Frauen, die als Parlamentspräsidentinnen mit dem Wischmopp unterwegs sind, um die „demokratiepolitisch schädlichen“ Flecken auf dem Fußboden der Republik, die vom Herumtrampeln der Regierung auf der Verfassung entstehen, zu beseitigen. Prammer raunzt da nicht, sie wischt lieber devot.


karl.ettinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2010)

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