Nach dem sehr guten Jahr 2018 erhöht der weltgrößte Ziegelhersteller die Dividende um 70 Prozent. Gewinnmitnahmen drücken die Aktie aber stark ins Minus.
Wien. Da halfen weder die sehr gute Geschäftsentwicklung im Vorjahr noch die saftige Steigerung der Dividende und schon gar nicht der optimistische Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr: Die Aktien des weltgrößten Ziegelherstellers, Wienerberger, starteten am Mittwoch zwar an der ATX-Spitze, drehten jedoch schon am Vormittag in die Verlustzone und fielen ans Ende der Wiener Kurstafel.
Als Grund nannten Händler Gewinnmitnahmen. Denn die Papiere liegen seit Jahresbeginn noch rund 14 Prozent im Plus. Ende 2018 standen sie bei 17,40 Euro und legten seitdem kontinuierlich zu. Mitte Februar erreichten sie sogar 21,48 Euro – die Marke gab es zuletzt im Oktober 2018. Im Dreijahresvergleich gab es eine Wertsteigerung um rund 27 Prozent.
In der Tat sind die Ziele, die sich Konzernchef Heimo Scheuch für heuer vorgenommen hat, ehrgeizig: Das (um Änderungen des Konsolidierungskreises, Fremdwährungseffekte sowie Strukturanpassungen) bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll von 470 auf 560 bis 580 Mio. Euro steigen.
Schub geben soll einerseits das organische Wachstum, wobei Scheuch – ungeachtet der von Ökonomen prognostizierten Abflachung des Wirtschaftswachstums – von einer anhaltend robusten Nachfrage in Europa und Nordamerika ausgeht. Andererseits setzt Scheuch auf Innovationen und technologische Gesamtlösungen. Eines dieser neuen Produkte sind „smarte“ Rohre, bei denen Sensoren unter anderem den Zustand messen und so Informationen über Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen liefern.
120 Mio. Euro Einsparungen
Zudem hat sich der Konzern, der weltweit 16.600 Mitarbeiter beschäftigt, ein Kostensenkungsprogramm verpasst, das bis 2020 120 Mio. Euro bringen soll. Im Vorjahr habe man 20 Mio. Euro geschafft, heuer sollen es 40 Mio. Euro werden, sagte Scheuch. Darin inkludiert sei ein Ergebnisbeitrag von rund 41 Mio. Euro aus der erstmaligen Anwendung der neuen IFRS-16-Bilanzierungsrichtlinie.
Und nicht zuletzt ist Wienerberger weiter auf Einkaufstour. Im Vorjahr wurden in den USA und in Deutschland Ziegelwerke und in Norwegen ein Rohrproduzent erstanden. Insgesamt wurden für Zukäufe im Vorjahr 160 Mio. Euro ausgegeben, die Gesamtinvestitionen lagen bei 325 Mio. Euro. „Es gibt etliche Projekte, die wir prüfen, und ich hoffe, dass wir wieder einiges realisieren können“, betonte Scheuch.
Während man bei Ziegeln die globale Spitzenposition weiter ausbauen will, strebt man bei Rohren eine führende Rolle in Europa an. Das heißt freilich auch, dass sich Wienerberger von Märkten, auf denen diese Ziele nicht zu erreichen sind, zurückziehen wird. Bis 2020 sollen auf diese Weise 150 Mio. Euro Umsatz abgestoßen werden.
Was einen drohenden harten Brexit betrifft, habe man sich „auf alle Szenarien vorbereitet“, sagte Scheuch. Derzeit seien die 14 Werke aber voll ausgelastet, und „uns geht es in erster Linie darum, unsere Kunden zu befriedigen“.
Im Vorjahr schaffte der Konzern eine Umsatzsteigerung von sechs Prozent auf den Rekordwert von 3,31 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) legte um 34 Prozent auf 239,8 Mio. Euro zu. Die indes geringere Steigerung des Nettogewinns um acht Prozent auf 133,5 Mio. Euro begründete Finanzvorstand Willy Van Riet mit einem Steuerzuckerl im Jahr 2017. „Im Vorjahr sind wir auf das übliche Steuerniveau zurückkehrt.“
Das zu 85 Prozent im Streubesitz befindliche Unternehmen schüttet kräftig das Füllhorn aus: Die Dividende steigt von 30 auf 50 Cent, was einer Auszahlung von 80,6 Mio. Euro entspricht. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2019)