Aufsichtsräte börsenotierter und großer Firmen müssen eine Frauenquote von 30 Prozent erfüllen. Auf den ersten Blick wirkt die Pflicht. Auf den zweiten Blick ist sie gar nicht so verpflichtend. Über Frauen, die sich den Weg nach oben gebahnt haben – und eine Quote, die immer noch unbeliebt ist.
Eine Quote, das ist nichts. Nein, besser, man schafft es aus eigener Kraft. Denn wer, sagen die vielen Gegner, will schon gern eine Quotenfrau sein? Die Idee hat sich trotzdem durchgesetzt: Seit Jänner 2018 müssen börsenotierte Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern 30 Prozent ihrer Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzen. Damit gesellt sich Österreich zu etwa zehn Ländern in Europa, die schon solche Gesetze haben: Neben dem Vorreiter Norwegen gibt es in Frankreich, Italien, Spanien, Finnland, den Niederlanden und Deutschland eine verpflichtende Quote (siehe Grafik). Exotisch ist das also schon lang nicht mehr. Eher ziemlich Mainstream.
Und damit gleich zur wichtigsten Frage: Was bringt die Quote? Experten und Zahlen sind sich einig: Sie wirkt. „Quotenpflichtige Unternehmen schneiden beim Frauenanteil deutlich besser ab als andere“, sagt Christina Wieser, die für die Arbeiterkammer jährlich den „Frauen.Management.Report“ erstellt, in dem sie den Frauenanteil in österreichischen Unternehmen untersucht. Laut Daten der Unternehmensberatung EY ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten börsenotierter Firmen voriges Jahr von 18,8 auf 23,2 Prozent gestiegen. Die Quote verlangt zwar deutlich mehr, aber die Unternehmen haben dafür reichlich Zeit: Die Pflicht gilt nur für Neubestellungen. Jedes vierte verpflichtete Unternehmen erfüllt die Quote noch nicht.