Immomanagement: Sattelfest durch die Krise

Immomanagement Sattelfest durch Krise
Immomanagement Sattelfest durch Krise(c) AP (Wong Maye-E)
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Portfolios gestalten, Objekte veranlagen, deren Lebenszyklus optimal nutzen - und Bereiche abdecken, die bis dato von Maklern, Verwaltern oder Bauträgern abgedeckt wurden. Einige Weiterbildungsangebote dazu.

Zum „akademischen Immobilienmanager“ wird man an der Welser Worldwide Education Akademie (wwedu) seit 2005 per zweisemestrigem Fernstudium. „Nach der erfolgreichen Anmeldung erhalten die Studenten eine externe Festplatte mit allen Vorlesungen und schriftlichen Unterlagen, die dann je nach verfügbarer Zeit beliebig oft durchgeackert werden können“, so Lehrgangsleiter Martin Stieger. „Es gibt bei uns weder vorgeschriebene Aufnahme- und Endtermine noch zeitliche Einschränkungen.“ Die Prüfungen werden jeden zweiten Freitag per Videokonferenz abgehalten.

Interkulturelle Branche

An der Donau-Uni verfolgt man einen generalistischen Ansatz. „Wir versuchen, den Teilnehmern breit gefächertes Wissen zu vermitteln und gleichzeitig auch auf branchenspezifische Spezialthemen einzugehen“, so Nicole Rigele, Leiterin des viersemestrigen Universitätslehrgangs „Real Estate MSc“. Neben der Bewertung, Entwicklung und Bewirtschaftung von Immobilien würde unter anderem auch das Führen in Teamstrukturen in einem eigenen Modul behandelt werden. Dazu gehört auch ein Seminar zum Thema „interkulturelles Management“. „Hier lernt man gezielt, mit verschiedenen Auffassungen umzugehen, was angesichts der zunehmenden Internationalisierung der Branche sehr wichtig ist“, sagt Rigele.

Viel Wert legt man laut Rigele in Krems auch auf die praktische Umsetzung des Lehrstoffes. Das sei besonders in jenen zwei Modulen, die sich mit der Entwicklung von Immobilienprojekten beschäftigen, der Fall. Hier werden nach der Vermittlung von theoretischen Grundlagen anhand von konkreten Beispielen Standort- und Marktanalysen sowie Infrastrukturplanungen durchgeführt.

Bewerten lernen

Der postgraduale Universitätslehrgang „Immobilienmanagement & Bewertung“ der TU Wien richtet sich nach Angaben von Lehrgangsleiter Bob Martens an Universitätsabsolventen, die auch beruflich in der Immobilienbranche tätig sind. Eine wichtige Rolle im Rahmen der Ausbildung würden die sogenannten „Durchführungsprojekte“ spielen. Hier bearbeiten interdisziplinär zusammengesetzte Kleingruppen konkrete Themenstellungen aus der Praxis, die etwa die Altbausanierung oder die Entwicklung von Wohn- oder Gewerbeimmobilien betreffen. Eine besondere Bedeutung misst Martens der Fähigkeit zu, den Wert einer Immobilie richtig einschätzen zu können, was für einen Laien so gut wie unmöglich ist. „Nur nach einer fundierten Immobilienbewertung kann ein marktgerechter und fairer Preis angegeben werden“, so der Experte.

Nachwirkungen der Krise

Zu bestimmenden Themen in der Immobilienbranche zählt Rigele derzeit die Nachwirkungen der Finanzkrise und wie damit umgegangen werden soll. „Wichtig ist es, genau zu analysieren, was schief gelaufen ist, und aus den Fehlern zu lernen“, so die Lehrgangsleiterin. Verbesserungsbedarf gebe es etwa bei der Wertermittlung von Immobilien. Klar tonangebend sei jedoch das Thema Nachhaltigkeit. „Damit sind allerdings nicht nur Umweltaspekte gemeint, sondern ganz allgemein die Frage wie Projekte entwickelt werden können, die auch für die Zukunft fit sind“, so Rigele.

Eine wichtige Rolle spiele in diesem Zusammenhang etwa das Ansprechen einer nachhaltigen Mieterstruktur. Auch Martens sieht einen Trend zur Nachhaltigkeit. „Aktuell werden sogenannte „Green Buildings“ intensiv thematisiert. Im Rahmen unseres Lehrgangs wird das Thema in einigen Masterthesen und darüber hinaus auch in verschiedenen Modulen behandelt“, so der TU-Professor. Nachhaltigkeit dürfe allerdings nicht auf die Betriebskosten reduziert werden, sondern müsse auch soziale Aspekte – etwa beim Wohnbau – berücksichtigen. Laut Martens hält sich das Wachstum am Markt für Wiener Büroimmobilien derzeit in Grenzen. „Vielmehr wird von größeren Büros in kleinere umgesiedelt, wobei effiziente Grundrissstrukturen letztlich Vorteile bieten und obendrein geringere Betriebskosten ebenfalls einen Reiz darstellen“, sagt Martens. Nach wie vor gelte in der Branche das Diktum der Standortfrage.

Stieger spricht von einer Tendenz zur inhaltlichen Auflösung der Gegensätze zwischen Makler, Verwalter und Bauträger. „Immobilienmanager treten zunehmend als Treuhänder auf und begleiten eine Immobilie über ihren ganzen Lebenszyklus. Dementsprechend sattelfest müssen sie in allen drei Bereichen sein“, erklärt der Experte. Nicht zuletzt der zunehmende Trend vom Sparbuch zum Grundbuch, sprich der sicheren Veranlagung in Immobilien, würde kompetente Partner voraussetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2010)

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