Architektur & Raumplanung: Neue Dimensionen

Architektur Raumplanung Neue Dimensionen
Architektur Raumplanung Neue Dimensionen(c) Dave Long
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Vom Zeichner zum Schnittstellenmanager: Die Herausforderungen in Sachen Wohnkomfort, Umweltschutz, Material und Kommunikation steigen.

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Es werde Licht: Am 18.Oktober startet an der Donau-Universität Krems erstmals der Masterlehrgang „Tageslicht Architektur“. Das viersemestrige berufsbegleitende Studium ist aus dem Masterstudium „Building Science“ hervorgegangen, das sich unter anderem mit solarem Bauen, Sanieren und alternativen Energiequellen beschäftigt hat.

Lichte Aussichten

„Dem Thema Tageslicht kommt in der Architektur eine Schlüsselfunktion zu – nicht nur auf der visuellen, sondern auch auf der gesundheitlichen und der energietechnischen Ebene“, so Gregor Radinger, Lehrgangsleiter in Krems. Nach intensiver Forschungstätigkeit und neuen Erkenntnissen hat man sich deshalb am Department für Bauen und Umwelt dazu entschlossen, das erarbeitete Wissen in ein eigenes Studium einzubringen.

Radinger glaubt, dass die Lichtsituation in vielen Innenräumen noch eindeutig Verbesserungspotenzial hat. Auch auf der energetischen Seite gebe es ausreichend Erneuerungs- und Optimierungspotenziale. „Licht steht immer zur Verfügung, aber in einer unterschiedlichen Stärke. Auch die Verschattungsparameter sind immer anders.“ Grundsätzlich gebe es viele standortbezogene Parameter, die viel ausmachen, sprich, die Lichtsituation in einem Gebäude beeinflussen können.
Das neue Studium ist nur eines von mehreren Möglichkeiten für Architekten, Bauingenieure, Stadt- und Raumplaner, sich zu spezialisieren. Denn auf die Branche warten große Herausforderungen: nachhaltiges, umweltschonendes Bauen durch geringe CO2-Emissionen bei Produktion und Nutzung ebenso wie gestiegene Ansprüche an Design und Nutzungsmöglichkeiten. Dazu müssen gesellschaftliche Faktoren berücksichtigt werden – Architektur beeinflusst ja auch immer den Alltag. Radinger: „Architektur wirkt nicht nur auf direkte Benutzer, sondern auch auf eigentlich unbeteiligte wie Passanten, die auf ihrem Weg täglich damit konfrontiert sind.“

Gesellschaftliche Aufgabe

Dass dieser Umstand immer wieder zu emotionalen Diskussionen führt, ist bekannt – man denke nur an das Haashaus, Millenniumstower & Co. Für Wolf D. Prix sind die Architekten zum Teil selbst Schuld an dem oft hitzig geführten öffentlichen Diskurs. „Sie haben sich zu Erfüllungsgehilfen degradieren lassen und anscheinend vergessen, dass sie lange Ausbildungen hinter sich haben und sich mit komplexen Projekten beschäftigen“, ist sich der Stararchitekt sicher, der das Postgraduate Programm „Urban Strategies“ an der Universität für angewandte Kunst leitet. Nachsatz: „Chirurgen lassen sich bei Operationen auch nicht von Außenstehenden dreinreden.“ Bei vielen Großprojekten gehe es ohnehin nicht um Architektur, sondern vielmehr um gesellschaftliche Probleme.

Dass Kommunikationsskills heutzutage auch für Architekten wichtig sind, will Prix trotzdem nicht abstreiten. Dementsprechend sollen seine Studenten auch mit Tools ausgestattet werden, die sie für den zunehmenden Dialog mit der Öffentlichkeit wappnen. So werden im Rahmen eines Kommunikationsseminars etwa Themen wie „Wie beschreibe ich Architektur“, „Architektur und Politik“, „Architektur in der Gesellschaft“ oder „Immobilienstrategien“ abgehandelt. Auch bei anderen Lehrgängen gehört das Know-how, wie man Projekte kommuniziert, zum Lehrplan.

Das Postgraduate-Studium „Urban Strategies“ beschäftigt sich laut Prix im Wesentlichen mit neuen Methoden auf dem Gebiet der Stadtplanung und der Frage, wie entsprechende Strategien in das tägliche Leben implementiert werden können. Dazu gehöre es etwa, sich zu überlegen, verschiedene Infrastrukturen – wie Kindergärten, Schulen oder Grünflächen – in einem Bezirk so zu verbinden, dass dadurch ein Mehrwert für die Stadt entsteht. Ganz besonders wichtig sei dabei die Berücksichtigung ökonomischer und soziologischer Aspekte.
Auf das Bauen im urbanen Kontext will man sich auch im Rahmen des vom Continuing Education Center der TU Wien angebotenen Masterlehrgangs „Urban Wood“ konzentrieren. Das Studium wird in Kooperation mit Politecnico di Torino und der Technischen Universität Dresden angeboten – allesamt Städte, die eine ähnliche Baugeschichte wie Wien aufweisen. Warum gerade bauen mit Holz?

Holz in der Stadt

Lehrgangsleiter Wolfgang Winter sieht nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Klimaschutz der CO2-Debatte und den großen heimischen Holzreserven im Bauwesen einen steigenden Bedarf nach dem nachwachsenden Rohstoff. „Die Druckfestigkeit von Holz und Beton sind vergleichbar“, so Winter. Dank gewaltiger technologischer Fortschritte der heimischen Holzindustrie werden heute großformatige Stützen, Träger und Deckenplatten hergestellt. Damit könnten – entgegen der weitläufigen Meinung – auch mit Holz ohne Probleme Gebäude mit bis zu 20Stockwerken gebaut werden. „Holz erfüllt alle wichtigen Anforderungen eines Bausystems der Zukunft: Es ist nicht nur ökologisch unbedenklich, sondern – in Hinblick auf Erdbeben – auch sicher“, so Winter. Moderne Holzbauten könnten darüber hinaus auch einfach um- und rückgebaut werden.

Im ersten Jahr der Postgraduate-Ausbildung des Continuing Education Center müssen die Studenten drei Module absolvieren, die an jeweils verschiedenen Universitäten abgehalten werden. Zu Beginn geht es in Dresden um Holzbausysteme und holzbasierte Materialien. Im zweiten Modul, das in Turin und Trento stattfindet, steht die Restaurierung und Revitalisierung historischer Holzbauten im Mittelpunkt. In Wien wird schließlich der Schwerpunkt „Mehrgeschoßiges Bauen in Holz“ angeboten. Jedes Modul schließt mit einem Entwurfsprojekt ab. Im zweiten Jahr sollen sich die Studenten im Rahmen ihrer Masterthese konkreten Forschungs- und Entwicklungsprojekten widmen.

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