Erste Fluglinien fordern Schadenersatz von Boeing

Die Probleme bei dem Flugzeug dürften für Boeing auch ein wirtschaftliches Nachspiel haben
Die Probleme bei dem Flugzeug dürften für Boeing auch ein wirtschaftliches Nachspiel habenAPA/AFP/JASON REDMOND
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„Wir werden ihnen die Rechnung schicken“, so Norwegian-Chef Björn Kjos. In den USA und Japan darf die 737 Max noch fliegen.

Wien. Drei Tage nach dem Absturz einer Boeing 737 Max der Ethiopian Airlines waren am Mittwoch bereits mehr als zwei Drittel der weltweit rund 370 in Betrieb befindlichen Maschinen von einem Flugverbot (Grounding) betroffen. Von den großen Luftfahrtländern erlaubten nur noch die USA und Japan den Jets Start und Landung. Wie berichtet, sprach die europäische Luftfahrtaufsicht EASA bereits am Dienstagabend ein generelles Flugverbot aus, nachdem eine Vielzahl von EU-Ländern – darunter auch Österreich – eine solche schon am Nachmittag erteilt hatten.

Für die US-Luftfahrtaufsicht FAA wird nun der Druck immer größer, ebenfalls ein Flugverbot auszusprechen, bis der Grund für den Absturz der Ethiopian-Maschine geklärt ist. Am Mittwoch verdichteten sich die Hinweise darauf, dass das System MCAS, das eigentlich ein zu steiles Aufsteigen der 737 Max verhindern soll, für den Absturz vom Sonntag sowie jenem einer Maschine der indonesischen Lion-Air im vergangenen Oktober verantwortlich ist. Das System soll das Flugzeug aufgrund falscher Daten nach unten gezogen haben, die Piloten hätten das aufgrund mangelnder Einschulung über die Funktionsweise von MCAS nicht verhindern können. Schon am Dienstag stellte Boeing ein Update für die Software in Aussicht. Der Konzern bleibt aber weiterhin dabei, dass die Maschinen auch derzeit bereits sicher seien.

Lion-Air will auf Airbus wechseln

Dennoch dürften die Probleme bei dem Flugzeug für Boeing auch ein wirtschaftliches Nachspiel haben. So meldete mit der skandinavischen Billig-Airline Norwegian bereits die erste Fluglinie Schadenersatzforderungen an. Das Unternehmen musste allein am Mittwoch drei Dutzend Flüge streichen und Passagiere umbuchen. „Wir werden die Rechnung an die schicken, die die Flugzeuge herstellen“, so Firmenchef Björn Kjos. Auch andere Fluglinien sowie die Hinterbliebenen der Unfallopfer dürften in den kommenden Wochen Ansprüche gegenüber dem US-Konzern stellen.

Darüber hinaus stellen erste Fluglinien auch bereits ihre Bestellungen für die 737 Max auf den Prüfstand. Die indonesische Lion-Air soll laut Nachrichtenagentur Bloomberg ihre Bestellung im Wert von 22 Mrd. Dollar stornieren und stattdessen das Konkurrenzmodell Airbus A320 neo ordern wollen. Auch VietJet aus Vietnam, die russische Utair oder Kenya Airways sollen ähnliche Überlegungen haben. In Summe hat Boeing Bestellungen für mehr als 5000 737 Max im Wert von über 600 Mrd. Dollar in den Büchern. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2019)

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