Der Mann soll im Oktober und Dezember letzten Jahres Anschläge auf ICE-Züge in Deutschland verübt haben. Der Verdächtige wurde am Montag in Wien-Simmering festgenommen.
Im Zusammenhang mit Anschlägen auf ICE-Züge in Deutschland ist am Montag in Wien ein mutmaßlicher IS-Sympathisant festgenommen worden. Der in Wien wohnhafte 42-jährige Iraker stehe "im dringenden Verdacht, im Oktober und Dezember 2018 in Deutschland terroristische Anschläge auf Bahnstrecken durchgeführt zu haben", teilte die Staatsanwaltschaft Wien am Mittwoch mit. Der Mann wurde am Montag in seiner Gemeindewohnung in Wien-Simmering verhaftet.
Der Staatsanwaltschaft Wien zufolge wird noch heute die Untersuchungshaft über den Mann beantragt. Zuvor wird er im Landesgericht für Strafsachen von einem Richter befragt. Anschließend wird über die U-Haft entschieden.
Die Razzia am Montag in Wien-Simmering war bereits am Dienstag bekannt worden, erst am Mittwoch wurde aber bestätigt, dass der festgenommene Iraker zwei Anschläge auf Bahnstrecken in Deutschland durchgeführt haben soll. In der Nähe des Tatorts wurden damals Schriftstücke in arabischer Sprache sowie eine IS-Flagge gefunden.
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Menschen kamen durch die Anschläge nicht zu Schaden. Nur aufgrund eines technischen Fehlers sei es nicht zur geplanten Tötung von Menschen gekommen. Dass der ICE-Zug in Deutschland damals trotz Betonplatten auf den Gleisen nicht entgleiste, war der Staatsanwaltschaft zufolge einem „glücklichen Umstand“ zu verdanken. Die Betonplatten dürften auf den Gleisen also nicht so platziert worden sein, dass sie zur Entgleisung des Zugs führten. Was genau der „glückliche Umstand“ war, wollte man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.
Verdächtiger bestreitet Terror-Hintergrund
Der Mann ist geständig, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein, bestreitet aber einen Zusammenhang mit der Terrormiliz IS. Welches Motiv er angibt, wollte die Staatsanwaltschaft Wien ebenfalls aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Auch die Frage, was nun mit seiner in Simmering lebenden Familie passiert, könne man nicht beantworten.
Dem 42-Jährigen wird "das Verbrechen der terroristischen Straftat des versuchten Mordes, der terroristischen Straftat der schweren Sachbeschädigung, der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation zur Last" gelegt. Dafür gilt eine Strafdrohung bis zu lebenslanger Freiheitsstrafe, teilte die Staatsanwaltschaft Wien mit. Vom Amtsgericht München gibt es außerdem einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlichem Eingriff in den Bahnverkehr.
Die Ermittlungen laufen gemeinsam mit deutschen und europäischen Behörden. Bayerische und Berliner Ermittler sind derzeit in Wien, um an der Vernehmung teilzunehmen und die österreichischen Ermittler zu unterstützen, wie die Generalstaatsanwaltschaften von München und Berlin sowie die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) und Berlin am Mittwoch in einer gemeinsamen Aussendung mitteilten.
Security-Mitarbeiter in Stadion?
Laut "Kronen Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) war der Terrorverdächtige ein anerkannter Flüchtling und arbeitete als Mitarbeiter einer Security-Firma unter anderen vor Supermärkten und in Fußballstadien. Demnach soll der Iraker 15 Jahre lang in der irakischen Armee gedient haben.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann lobte die hervorragende Arbeit der Ermittler. "Dank der hervorragenden internationalen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Österreich konnte damit der vermutlich hochgefährliche Täter aus dem Verkehr gezogen werden", erklärte Hermann in einer Aussendung. "Die Ermittlungen werden jetzt mit Hochdruck fortgeführt, um die weiteren Hintergründe aufzuklären", kündigte Herrmann an. Das betreffe insbesondere einen möglichen Bezug der Taten zum "Islamischen Staat" und die Frage, ob es Hintermänner gegeben haben könnte.
(APA/kb/red.)