Amanshausers Album: Fidschi

Die Kava-Wurzel wird meist  mit heißem Wasser aufgegossen.
Die Kava-Wurzel wird meist mit heißem Wasser aufgegossen. Amanshauser
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89. Manche Länder posaunen ein Schlüsselwort hinaus. Auf Fidschi kann „Bula“ anstrengend werden.

Fidschi hat das Wort Bula. Die genuine Freundlichkeit der Ozeanier wird im zeitgenössischen Tourismus manchmal zu einer Ansteckungskrankheit. Zum Beispiel spricht mich Devanesh auf der Hauptstraße von Nadi während meiner Stadtplansuche an. „Bula!“, ruft er fröhlich, und: „I show you better map!“ In seinem Handicraft-Shop können wir uns, sagt er, in Ruhe den Plan ansehen. „But we do it in Fiji-Time!“ Ich seufze, ich will kein Kunsthandwerk aus China.

Sein Kollege sitzt im Shop am Boden, oje, sie stoßen mich gnadenlos in eine „originale“ Fidschi-Willkommenszeremonie. Schuhe ausziehen, Kava trinken. „Kennst du Kava? Gute Wirkung, keine Droge!“ Am Boden sitzen zwei weitere Opfer, Nick und Susan aus Adelaide. Devanesh regt uns zum Klatschen an, einmal vor jedem Schluck, drei Mal danach. Er fragt mich, ob ich von der Zeremonie denn gar kein Foto machen will. Nein, sage ich, ich mache nie Fotos, bin Journalist (klingt extrem absurd).
Oh, Journalist, Devanesh nennt mich plötzlich Chief. Doch ich Chief will endlich aus dieser Handicraft-Verkaufskeilerei verschwinden. Wie mir die Kava schmecke? Ich sage: „watery but good“, und dass ich jetzt weitermöchte. „No, Chief!“ Zuerst müssen wir die Zeremonie aufheben, „we do everything in Fiji-Time“, mehrfach klatschen, Extraschluck für Chief.

Kein Chief mehr. Was Chief denn kaufen will? „Nichts“, sage ich spielverderberisch ruhig. Aha, also lieber eine freiwillige Spende „für die Community“ – ich würde schon wissen, für Schulen, für die Kinder in seinem Dorf. Devanesh schlägt 30  Euro vor. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie so Devaneshs das Geld für die Kinder verteilen. Ich lehne höflich ab, schlage vor, ihn vor seinem Geschäft zu fotografieren, vielleicht könne er mir was erzählen, ich was über ihn schreiben, gute Werbung. Aber das macht Devanesh wieder sauer, er sagt nicht mehr Chief, sondern, dass er „zu busy“ sei, wendet sich von mir ab und Nick und Susan aus Adelaide zu, denen das alles irre peinlich ist. Ich hab meine Freiheit zurück. Oje, Devanesh hat mir nicht weitergeholfen mit dem Stadtplan.

Neu erschienen

Martin Amanshauser: „Es ist unangenehm im Sonnensystem“, Kremayr & Scheriau 2019.

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