Sudan: Demonstranten trotzen nach Militärputsch Ausgangssperre

APA/AFP/AHMED MUSTAFA
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Die UN-Menschenrechtsbeauftragte Bachelet warnt die Behörden vor Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten. Nach monatelangen Protesten hatte das Militär in dem 40-Millionen-Land am Donnerstag Langzeitpräsidenten Baschir abgesetzt.

Nach dem Putsch im Sudan haben Tausende Menschen am Freitag der Ausgangssperre der neuen Militärregierung getrotzt und weiter protestiert. Etliche Demonstranten verbrachten die Nacht auf dem Platz vor der Militärzentrale in der Hauptstadt Khartum, wo Zehntausende in den Tagen zuvor protestiert hatten.

Denn nach Monaten regierungskritischer Massenproteste hatten die Streitkräfte in dem 40-Millionen-Einwohner-Land am Donnerstag den autoritären Präsidenten Omar al-Bashir abgesetzt. Auslöser für die Demonstrationen war eine Erhöhung der Benzin- und Brotpreise. Tausende wurden festgenommen. 70 Menschen kamen nach UN-Angaben ums Leben.

Das Militär will nach eigenen Angaben zwei Jahre an der Macht bleiben, um den Weg für freie Wahlen zu ebnen. Der neue starke Mann ist der bisherige Vizepräsident und Verteidigungsminister Awad Mohamed Ahmed Ibn Auf, der jahrelang an Bashirs Seite arbeitete. Er verhängte für drei Monate den Ausnahmezustand und ordnete eine Ausgangssperre an. Kritik der Opposition wies die Militärführung zurück: Das Militär habe keine Ambitionen, an der Macht festzuhalten. Es gehe den Streitkräften lediglich um Sicherheit und Stabilität.

Außenministerium bezeichnet Lage als „angespannt"

Die UN-Menschenrechtsbeauftragte Michelle Bachelet zeichnete aber ein anderes Bild: Sie warnte die Behörden des Landes vor Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten. "Wir sind sehr besorgt, dass es zu einer Eskalation kommen kann", hieß es aus ihrem Büro in Genf. Die während der Proteste festgenommenen Menschen müsste freigelassen werden.

Das österreichische Außenministerium sieht die Lage im Sudan als "angespannt an" und rät aktuell auf seiner Homepage, sich von "Demonstrationen und sonstigen größeren Menschenansammlungen fernzuhalten" und gegebenenfalls die Anweisungen der Sicherheitskräfte zu befolgen. Es gilt eine partielle Reisewarnung.

Der 75-Jährige Baschir stand 30 Jahre an der Spitze des Sudan, das zu den 25 ärmsten Staaten weltweit zählt. Bashir hatte sich 1989 unblutig an die Macht geputscht. Der Internationale Strafgerichtshof hatte einen Haftbefehl wegen Genozids und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Krisenregion Darfur gegen ihn erlassen.

(APA/dpa/Reuters)

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