Seltsam, dass eine einzige schwache Wahl zu derartiger Nervosität bei den Freiheitlichen führt.
Welche drei Vertreter des liberalen Flügels in der FPÖ fallen Ihnen spontan ein? Kein Einziger? Eben: Die Vorstellung, die FPÖ könnte als Reaktion auf das eher schwache Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl in die Mitte rücken und liberaler werden, ist illusorisch. Der nationale Flügel hat bei der Freiheitlichen Partei immer schon dominiert, aber seit Strache existiert nur noch dieser nationale Flügel. Davor, in der Haider-Ära, mussten sich die Burschenschafter Macht und Ämter mit Haiders Buberl-Partie teilen. Aber die ist ja bekanntermaßen ins BZÖ abgewandert.
Aber warum soll sich die FPÖ überhaupt ein anderes Image geben? Es ist schon einigermaßen erstaunlich, dass ein einziger verunglückter Wahlgang zu derartiger Nervosität führt. Barbara Rosenkranz war, wie sich nachträglich herausgestellt hat, die falsche Kandidatin. Sie konnte die typische Strache-Klientel– die Jungen, die Arbeiter – schon aufgrund ihrer Persönlichkeit schwer für sich gewinnen. Bei den nächsten Wahlgängen, wenn Strache abermals selbst an der Spitze steht, wird das wieder ganz anders aussehen.
Strache symbolisiert auf seinen Discotouren das Junge und Moderne. Der ideologische Unterbau ist durch nationale und xenophobe Elemente gekennzeichnet. Aber die lassen sich nicht so einfach abstreifen – der Parteichef kommt schließlich selbst aus dieser Ecke.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2010)