Die FPÖ kann nicht liberaler werden

Seltsam, dass eine einzige schwache Wahl zu derartiger Nervosität bei den Freiheitlichen führt.

Welche drei Vertreter des liberalen Flügels in der FPÖ fallen Ihnen spontan ein? Kein Einziger? Eben: Die Vorstellung, die FPÖ könnte als Reaktion auf das eher schwache Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl in die Mitte rücken und liberaler werden, ist illusorisch. Der nationale Flügel hat bei der Freiheitlichen Partei immer schon dominiert, aber seit Strache existiert nur noch dieser nationale Flügel. Davor, in der Haider-Ära, mussten sich die Burschenschafter Macht und Ämter mit Haiders Buberl-Partie teilen. Aber die ist ja bekanntermaßen ins BZÖ abgewandert.

Aber warum soll sich die FPÖ überhaupt ein anderes Image geben? Es ist schon einigermaßen erstaunlich, dass ein einziger verunglückter Wahlgang zu derartiger Nervosität führt. Barbara Rosenkranz war, wie sich nachträglich herausgestellt hat, die falsche Kandidatin. Sie konnte die typische Strache-Klientel– die Jungen, die Arbeiter – schon aufgrund ihrer Persönlichkeit schwer für sich gewinnen. Bei den nächsten Wahlgängen, wenn Strache abermals selbst an der Spitze steht, wird das wieder ganz anders aussehen.

Strache symbolisiert auf seinen Discotouren das Junge und Moderne. Der ideologische Unterbau ist durch nationale und xenophobe Elemente gekennzeichnet. Aber die lassen sich nicht so einfach abstreifen – der Parteichef kommt schließlich selbst aus dieser Ecke.


martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Parteiumbau Strache sucht glorreiche
Politik

Parteiumbau: Strache sucht "glorreiche Sieben" in der FPÖ

Künftig sollen mehr Führungspersonen der FPÖ im Rampenlicht stehen. Unter anderem werden die Generalsekretäre Kickl und Vilimsky eine größere Rolle spielen. In der FPÖ habe "kein Rand etwas verloren", betont Strache.
Innenpolitik

FPÖ: Strache will das Braune im Blau loswerden

Imagekorrektur: Die Parteispitze soll „verbreitert“ werden, rechte Töne sind bei der Wien-Wahl unerwünscht. Martin Graf muss sich auf seine Rolle im Nationalrat beschränken. Aber wo sind die neuen Hoffnungsträger?
Leitartikel

Straches Dilemma: Dejan oder Wotan?

Mit den Nationalen gewinnt man heutzutage keine Wahl mehr. Aus diesen besteht jedoch die Freiheitliche Partei.
Strache: "Nicht FPÖ, sondern Person stand zur Wahl"
Politik

Strache: "Nicht FPÖ, sondern Person stand zur Wahl"

Nach der enttäuschenden Bundespräsidentenwahl gibt FP-Chef Strache zu, als "nicht-sozialistische Alternative" gescheitert zu sein. Parteiinterne Kritiker rüffelt er: "Mölzer ist noch nie als Parteistratege aufgefallen".
Innenpolitik

FPÖ: „Keine Richtungsdebatte“ geht weiter

Das schwache Abschneiden von Barbara Rosenkranz bei der Bundespräsidenten-Wahl sorgt für Strategiediskussionen bei den Freiheitlichen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.