737-Max-Debakel kostet Boeing eine Milliarde

FILE PHOTO: Employees work on 737 Max aircraft, seen at the Boeing factory in Renton
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Der US-Flugzeugbauer, der wegen des 737-Max-Debakels in der Krise ist, hat im ersten Quartal weniger Gewinn geschrieben. Den Umsatz konnte Boeing entgegen den Erwartungen steigern.

Zwei Absturzkatastrophen binnen weniger Monate in Indonesien und Äthiopien mit 346 Toten, ausgelöst durch ein mutmaßlich technisches Problem beim neuen Verkaufsschlager 737 Max: Der US-Flugzeugbauer Boeing kämpft nicht nur mit einem massiven Imageverlust, sondern steht auch wirtschaftlich unter Druck.

„Diese letzten Wochen waren die herzzerreißendsten meiner Karriere“, beteuerte Konzernchef Dennis Muilenburg jüngst. Sein Rücktritt war erwartet worden, bisher sitzt der 55-Jährige Amerikaner aber fest im Sattel. Die Aktionäre wollten von ihm vor allem eines wissen: Wie hoch fällt die Rechnung für das Debakel aus?

Die Antwort gab der Airbus-Rivale am Mittwoch – und sie fiel weniger schlecht aus als erwartet. Bei einem um zwei Prozent auf 22,9 Mrd. Dollar gefallenen Umsatz reduzierte sich das Betriebsergebnis um 18 Prozent auf 2,35 Mrd. Dollar. Der Nettogewinn blieb mit 2,15 Mrd. Dollar um 13 Prozent unter dem Vergleichsquartal 2018.

Deutlich stärker zeigt sich die Verunsicherung der Kunden bei den Auslieferungen: Bis Ende März gingen 89 Maschinen der 737-Serie an Airlines, im Vorjahreszeitraum waren es 132. Insgesamt fielen die Auslieferungen von 184 auf 149 Maschinen. Insgesamt lieferte der US-Konzern im Vorjahr 806 Flugzeuge aus.

Dieser Wert dürfte heuer bei weitem nicht erreicht werden. Denn die echten Auswirkungen dürften sich erst im zweiten und dritten Quartal zeigen. Der Konzern kassierte daher prompt die bisherige Jahresprognose, weil sie die 737-Max-Probleme nicht berücksichtigte. Eine neue Guidance komme zu einem späteren Zeitpunkt. So viel ist aber klar: Das Grounding des neuen Modells koste rund eine Mrd. Dollar, hieß es am Mittwoch.

90 Tage Test

Offen ist auch, wann die 737 Max, für die es ein weltweites Flugverbot gibt, wieder fliegen darf. Testflüge mit der aufgerüsteten Software (MCAS-Automatik), die höchstwahrscheinlich für die Abstürze verantwortlich war, gab es schon. Jetzt prüfen zehn verschiedene Luftfahrtbehörden in einem auf 90 Tage anberaumten Test ab 29. April die revidierte Software.
„Wir konzentrieren uns auf die Sicherheit und wollen die 737 Max so schnell wie möglich zurück an den Start bringen und das Vertrauen unserer Kunden wiedergewinnen“, sagte Muilenburg.

Die Airlines haben nicht viele Alternativen, weil auch das Konkurrenzmodell Airbus A320 auf Jahre ausgebucht ist, weshalb massenhafte Stornierungen vorerst ausgeblieben sind. Aber je länger das Flugverbot andauert, desto stärker kommen auch die Airlines unter Druck, was wiederum zu höheren Regressforderungen gegenüber Boeing führen dürfte.

Es geht aber nicht nur um's Geld: Entscheidend wird sein, ob Boeing auch strafrechtlich verfolgt wird – wenn sich der Verdacht bestätigt, dass der Konzern bei der 737-Max-Zulassung Informationen zu der Software schuldig geblieben ist. (eid)


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