Designerin Christine Hechinger lebt mit ihrer Familie am Fuße des Linzer Pöstlingbergs – inmitten selbst designter, gefertigter und gesammelter Objekte.
Christine Hechinger ist vermutlich mit schuld daran, dass Omas Bleikristall wieder im Trend ist. Mit der Serie „Opal“ ist ihr ein effektiver Schachzug zum Thema Upcycling gelungen. Alte Vasen, Karaffen, Schüsseln, Bonbonnieren oder auch Teller und Gläser werden durch ein spezielles Dampfverfahren veredelt, jedes Teil ist ein Unikat.
Diese und andere Ideen findet die Absolventin der Linzer Designakademie oft zu Hause, in einer 116 Quadratmeter großen Doppelhaushälfte aus den 50er-Jahren – zwischen Blockrandbebauung, Einfamilienhäusern mit Gärten und Kleingartensiedlungen im Bezirk Urfahr. „Es gibt hier eine feine Mischung aus Familien, älteren Personen, jungen Pärchen, Reichen, weniger Reichen. Als unsere Wohnung in einem 60er-Jahre-Architektenhaus zu klein wurde, war klar, dass wir hier im Bezirk bleiben wollen.“ Was sie besonders schätzt: Zu Fuß in den Wald gehen, im Winter Schlitten fahren und trotzdem die Vorzüge einer Stadt genießen – das ist Lebensqualität. „Der Hauptplatz ist in wenigen Minuten erreichbar“, erklärt die Designerin.
Natur im Design-Mix
Die Mietwohnung wurde vom Hausbesitzer umgebaut und erweitert: Schlafzimmer, Kinderzimmer, Bad und WC befinden sich im Altbau, der 60 Quadratmeter große Wohnraum mit offener Wohnküche, Esstisch und Wohnzimmer befindet sich im Anbau. Er ist südwestlich ausgerichtet und lichtdurchflutet – dank der hohen Glasfront und des Balkons, der sich über die gesamte Länge zieht. Verwöhnt wird man hier mit dem Blick in weitläufige Gärten mit altem Baumbestand.
Die Natur ist präsent: Holzboden, große Holzfenster, durch die sie quasi in den großzügigen Wohnraum reicht. „Unser Traum ist es, später etwas Eigenes zu besitzen, in dem wir alles nach unseren Vorstellungen und Wünschen ausstatten. Wir sehen unsere Wohnsituation als sehr gute Zwischenstation, um Erfahrungen zu sammeln und Bestandsaufnahme zu machen – was wir brauchen und was wir wollen.“ Die Inneneinrichtung ist ein Mix aus Naturmaterialien wie Holz, Eisen, Linoleum, Wolle, Leinen, Rattan – in Form von Vintagemöbeln, Designerstücken, selbst entworfenen Tischlerobjekten und Flohmarktfundstücken. Nach dem Motto: Alles, was gefällt, wird kombiniert. „Ich bin eine leidenschaftliche Flohmarktgeherin und Sammlerin. Fundstücke dienen mir als Inspiration für neue Produkte.“
Treffpunkt der Familie ist der große Esstisch, ein massiver Eichenholztisch mit Vintage- und Thonet-404-Stühlen sowie einem E15-Sessel. Auf der Moormann-Bank sitzen die Kinder. Die Küche ist sowieso das Herzstück der Familie: „Es wird sehr viel gekocht, und der Mittelblock auch einmal als Bar verwendet“, erzählt Hechinger, Das Eisengestell dafür wurde einst an der Uni für die Studentenwohnung geschweißt. Ergänzt mit Eichenholzplatten und Schränken wird sie in jeder Wohnung neu adaptiert und ergänzt – derzeit in der dritten.
Das Sideboard im Wohnraum aus den 1960er Jahren – vor Jahren auf dem Sperrmüll gefunden – wurde mit Flächen aus anthrazitfarbenem Forbo Linoleum ergänzt. Auf dem Board befinden sich Objekte von Pulpo Products, Pflanzen, ein Aluprint eines befreundeten Fotografen und ein Hochzeitsgeschenk – kombiniert mit einer Kinderuhr von Vitra und einem Spiegel aus der eigenen Sammlung an der Wand. Als Geschirrschrank dient ein alter Bauernkasten aus dem Elternhaus ihres Mannes. „Um ihm die Strenge und Ernsthaftigkeit zu nehmen, haben wir ihn vor Jahren einfach schwarz gestrichen.“
An der Wand im Wohnzimmer: bestickter, farbenfroher Wandbehang vom Flohmarkt, Werke befreundeter Illustratoren sowie zwei Leuchten, eine aus der eigenen Produktion. „Und viele Pflanzen. Sehr wichtig für mich.“ Im Winter sucht die Designerin im Rattanohrensessel im Wohnzimmer oder auf dem Sofa mit einer Tasse Tee nach neuen Inspirationen, im Sommer auf dem Balkon inmitten ihrer Pflanzen mit Blick auf den Garten mit Schwimmteich. Was ihr fehlt? „Unser Eisenofen im Wohnzimmer, den wir in unserer alten Wohnung hatten. Diese angenehme Wärme im Winter und das Knistern des Holzes schaffen eine angenehme Atmosphäre.“
Zum Ort, zur Person
Linz-Urfahr ist ein nördlich der Donau gelegener Stadtteil von Linz in Oberösterreich – der 1288 erstmals erwähnte Name entwickelte sich aus „Überfahrt“. Die 1882 zur Stadt erhobene Gemeinde wurde 1919 von Linz eingemeindet und ist heute beliebter Wohnbezirk. Mietwohnungen kosten in Linz je nach Lage zwischen 6,8 und 10,1 Euro/m2, Einfamilienhäuser 739,1 bis 3629,6 Euro/m2.
Christine Hechinger ist als selbstständige Designerin in Linz tätig.